Jubel bei Grünen in Südtirol

Partei in Südtirol überrascht von Ergebnissen der Landtagswahl / Grüne Erfolg bestätigt Politik der Allianzen / Italiens Alternative vor neuen Problemen / Niederlage der innerparteilichen Opposition der SVP  ■  Aus Rom Werner Raith

Katzenjammer bei den Kommunisten (minus 2,5 Prozent) und Republikanern (minus 2 Prozent), Jubel bei den Grünen (plus 4,5 Prozent), Triumph bei den Neofaschisten (plus 3,5 Prozent in der Provinz Bozen), verhaltene Zufriedenheit bei den Christdemokraten (plus 0,5 Prozent) und Sozialisten (plus 3 Prozent in Trient, in Bozen stabil), mittelerfreute Gesichter bei der Südtiroler Volkspartei (SVP) (plus 1 Prozent): der Ausgang der Wahlen in Südtirol (Trentino/Alto Adige) hat, soweit es die landesweit vertretenen Parteien angeht, Tendenzen bestätigt, die sich auch schon in anderen Regionen und vor allem bei den Wahlen zum nationalen Parlament gezeigt haben: Sozialisten im Aufwind (allerdings bei weitem nicht so stark wie anderwärts), Christdemokraten stabil, Kommunisten im Abwärtstrend, Grüne mächtig im Vormarsch. Eine Ausnahme bilden die Neofaschisten, die in Bozen, wo sie seit einem Jahrzehnt immer mehr dazugewinnen, ihre Stimmen fast verdoppelt haben und so nach der seit eh und je mit absoluter Mehrheit ausgestatteten Südtiroler Volkspartei zur zweitstärksten politischen Kraft wurden. In Bozen Stadt haben sie mit einem Zuwachs von glatten 11 Prozent die SVP überholt und wurden zur stärksten Partei der Provinzhauptstadt - Folge der immer stärkeren Angst der italienischsprachigen Volksgruppe, durch die vom Autonomiestatus der Region mächtig beschützten Deutschsprachigen immer mehr unterdrückt zu werden.

Für die Grünen, deren Wahlerfolg auch auf die Unterstützung durch die - selbst nicht angetretene - radikale Partei zurückzuführen ist, bestätigt ihr hervorragendes Abschneiden vor allem, daß es „jenseits der großen ideologischen Blöcke der Christdemokraten und Kommunisten zunehmend ein Reservoir für nichtideologische Kräfte gibt“ (so der Trientiner Grünen -Abgeordnete Marco Boato). Das Wahlergebnis ist für sie ein Signal, „entschlossen den begonnenen reformistischen Kurs und die Allianzen mit anderen Gruppierungen voranzutreiben“.

Gerade an dieser Stelle freilich könnte sich der Erfolg der Bewegung als kontraproduktiv erweisen: Erst vor einem Monat nämlich hatten Italiens Grüne in Florenz beschlossen, bei künftigen Wahlen auf weitere Sicht „keinerlei Bündnisse mit anderen Formationen einzugehen“. Der nunmehrige Erfolg der Unterstützung durch die Radikalen könnte die Debatte just vor den Europawahlen wiedereröffnen. Kommentar auf Seite 4