Erfolg für DDR-Umweltschützer

BürgerInnenproteste verhinderten Sondermülldeponie oin der Nähe von Magdeburg / Bürgermeister, Pastor und LPG-Vorsitzender waren gegen Bau der Giftkippe  ■  Von Stefan Schönert

Berlin (taz) - Zum erstenmal in der Geschichte des Arbeiter und Bauernstaates haben Proteste von DDR-Bürgern zum Baustopp einer Sondermülldeponie im realen Sozialismus geführt. Die Anlage, in der vornehmlich westlicher Dreck gelagert werden sollte, war an der Grenze zur BRD nördlich von Magdeburg geplant. Das erklärte gestern der Sprecher des „Grünen Netzwerkes Arche der evangelischen Kirche der DDR“, Uli Neumann. Der in West-Berlin lebende ehemalige DDR-Bürger erklärte im Gespräch mit der taz, er halte den Baustopp zwar für einen großen Erfolg, gleichzeitig aber auch für eine „Beruhigungspille“ der DDR-Führung. In der DDR sind die Gefahren von Mülldeponien und -transporten seit Monaten in der Diskussion.

Gegen den geplanten Bau der Deponie, die im nächsten Jahr in Betrieb gehen sollte, hatten sich Bauern, Bürgermeister, Pastoren und Vorsitzende von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) gewandt. Die Gegend zwischen Höwisch und Neulingen, in der das „Projekt für den Müll aus dem westlichen Ausland“ entstehen sollte, wird fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Mitte September seien die Pläne dafür bekannt geworden, teilte Neumann gestern mit. Auf einer BürgerInnenversammlung am 24. Oktober hatten die TeilnehmerInnen ihre helle Empörung zum Ausdruck gebracht. Wenig später teilten Staatsvertreter mit, daß die Deponie nicht gebaut werden solle.