Öko-Konzept für die Technologiestadt

■ Bürgerinitiative Hollerland kritisiert planlose Gewerbeansiedlung rund um die Uni / Mehrfacher Verstoß gegen Flächennutzungsplan / Bauern müssen entschädigt werden / Für die Integration von Forschung, ökologischer Wohnbebauung und Naturschutz

Rund um die Universität - zwischen Uni-See im Westen, dem Stadtteil Horn im Osten, der Autobahn im Norden und der kleinen Wümme im Süden - soll in den kommenden Jahren die „Technologiestadt“ Bremen gebaut werden. So steht es in den Planungspapieren von Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft und Universität, und so malen sich Bremens Senatoren in ihren Reden immer wieder die Zukunft einer „regionalwirtschaftlich orientierten Wissenschaft“ aus. Doch während zahlreiche Unternehmen ihre Produktionsstätten bereits in Uninähe bauen, weist der gültige Flächennutzungsplan den größten Teil des „Technologiestadt„-Gebietes noch als Uni -Erweiterungsfläche und Wohngebiet aus. Vor allem die Bürgerinitiative zum Schutz des Hollerlandes möchte, daß dies auch so bleibt.

„Hier sollen die wertvollsten Grundstücke geradezu verschleudert werden“, kritisiert BI-Mitglied und Deichgraf Gerold Janssen die Ansiedlung beliebiger Gewerbebetriebe in direkter Uni-Nähe. Seiner Meinung nach müßte zunächst ein Bebauungsplan erstellt werden, der die wertvollen Grundstücke „tatsächlich für Forschung und Entwicklung, nicht aber für beliebiges Gewerbe

und auf gar keinen Fall für Rüstungsproduktion vorsieht“. Auch die ursprünglich vorgesehene Wohnbebauung zwischen Horn und dem Autobahnzubringer sollte bald realisiert werden, um den Verwertungsdruck vom Naturschutzgebiet Hollerland zu nehmen. Janssen: „Hier könnte die Uni in ihrer direkten Umgebung beweisen, welche Möglichkeiten es heute für ökologisches Bauen, Fernwärme und Bodenentsiegelung schon gibt.“

Juristische Unterstützung findet die Bürgerinitiative in den Verträgen der Bauern, die in den 70er Jahren ihre Felder an die Stadt Bremen verkauft hatten. Für den Fall, daß das Gelände nicht zur Uni-Erweiterung verwendet wird, sichern ihnen „Nachbesserungsklauseln“ eine Entschädigung zu. „Man wird mit den Bauern sprechen, und wenn man sich nicht einigt, wird man sich streiten, zur Not vor Gericht“, erklärt der zuständige Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes, Lemmen, das weitere Vorgehen der Stadt. Mit einigen Bauern sei bereits eine Einigung erzielt worden.

„In der Vergangenheit ist die Entschädigung immer als Argument gegen eine Wohnbebauung verwendet worden“, kritisiert

Gerold Janssen, daß für Gewerbeansiedlungen die Vertragsklauseln nun plötzlich kein Problem mehr seien sollen. Schließlich würde man mit der plötzlichen Freigabe des „Sahnestücks Bremer Gewerbegebiete“ jetzt höchstens Betriebsumsiedlungen innerhalb der Stadt provozieren.

„Am Ende ist dann für eine Uni-Erweiterung kein Platz mehr“, ahnt Janssen. Denn selbst die Zweckbindung für „Forschung und Entwicklung“, die in einigen Fällen ausgesprochen wurde, gilt nur zehn Jahre lang.

Die Bürgerinitiative Hollerland plädiert nicht nur im Grund

satz für eine sinnvolle Verwendung der uni-nahen Flächen, sondern hat auch Detail-Vorschläge ausgearbeitet. Dazu gehört die Planung von Fernwärme-Heizung. Trotz der Nähe zur MVA wurde nämlich zum Beispiel die große Coop-Lagerhalle am Rand des Naturschutzgebietes mit einer

eigenen Heizung ausgestattet. Außerdem sind von den „Technologiestadt„-Plänen auch Kröten-Laichplätze, alter Baumbestand und der Aufbau eines naturnahen Gewässerverbundsystems bedroht.

Besonderen Ärger macht der Bürgerinitiative die Verkehrsplanung für die „Technologiestadt“. Mit der Verlängerung der Wiener Straße von der Universitätsallee bis zum Hochschulring würde ein neuer Schleichweg von der Innenstadt nach Findorff geschaffen und damit neuer Autoverkehr herangezogen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor keine konkreten Planungen für den Anschluß der „Technologiestadt“, in der rund 20.000 Menschen täglich arbeiten oder studieren würden, an das Straßenbahnnetz. Mit einer Verlängerung der Linie fünf bis zum Zentralbereich der Universität und der Linie sechs bis Lilienthal könnte ein attraktives Angebot geschaffen werden. Wenn sich zudem die Autos nicht auf flächenfressenden Großparkplätzen direkt neben den Firmen ausbreiten dürften, sondern in entlegeneren Hochgaragen zusammengefaßt würden, gäbe es einen weiteren Grund für die Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs.

Ase