FDP-Spende, dann Lohnkürzung

In Homburg/Saar hatte ein Kleinbetrieb 30.000 DM Spenden für die FDP übrig / Andererseits wurde die überbetriebliche Zulage gestrichen / Arbeitnehmer: Spende ging auf unsere Kosten  ■  Von Ursel Sieber

Berlin (taz) - Heinz Michels staunte nicht schlecht, als er in der Gewerkschaftszeitung 'Metall‘ einen Artikel über Parteispenden las: Unter den großzügigen Geldgebern, die der FDP ein paar Tausender zukommen ließen, war auch die Firma, bei der Herr Michels angestellt ist. Und die hatte doch gerade so über Geldnöte gejammert und deshalb den Beschäftigten kurzerhand die überbetriebliche Zulage gekürzt.

Es geht um die Eisenwerke Kaiserslautern und um 30.000 Mark, die die Geschäftsleitung laut 'Metall‘ der FDP gespendet hat. Heinz Michels ist Betriebsrat im Zweigwerk Homburg/Saar, wo 135 Leute beschäftigt sind. Im Oktober wurde diesen Arbeitnehmern nun die überbetriebliche Zulage um 20 Pfennig pro Stunde gekürzt. Begründung der kaufmännischen Leitung: Die Ertragslage sei schlecht, und Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. Tatsächlich geht es der Firma nicht besonders gut; die Beschäftigten führten bisher für die Bundeswehr Wartungsarbeiten aus - jetzt fehlen offenbar Aufträge.

Umso erstaunter war die Belegschaft, als sie von der FDP -Spende erfuhr: „Das hat schon zu ganz schöner Verärgerung geführt“, sagt Heinz Michels. „Wenn man der Belegschaft die Zulagen kürzt und gleichzeitig der FDP eine Spende zukommen läßt - da fühlen wir uns einfach hintergangen.“ Der Betriebsrat hat nachgerechnet: Die 30.000-Mark-Spende sei ziemlich exakt der Betrag, den das Unternehmen nun über die Lohnkürzung wieder hereingeholt habe: Sie macht nämlich innerhalb eines Jahres knapp 27.000 Mark aus. Nun betrachtet der Betriebsrat die mit der Geschäftsleitung vereinbarte Lohnkürzung als „hinfällig“ und möchte die Zulage natürlich wiederhaben. Der Geschäftsführer hat allerdings noch nicht reagiert.