Ein politischer Lyriker

Fried, 1921 in Wien geboren, stammt aus einer jüdischen Familie. Sein Vater wurde 1938 von den Nazis ermordet, seine Mutter floh mit Erich nach London. Die ersten Exiljahre überlebte der „österreichische Gymnasiast, der zum rassisch Verfolgten und Flüchtling“ geworden war, u. a. als Arbeiter, Chemiker und Bibliothekar. Jahrelang schrieb er bloß für die Schublade. Sein erster Gedichtband, Deutschland, erschien 1944, ein Jahr später Österreich. Ab 1952 schrieb er BBC-Sendungen, vor allem für die Hörer in der „sowjetischen Besatzungszone“. '68 hörte er damit auf: Er wollte nicht länger als linkes Feigenblatt des Senders herhalten und unfreiwillig den Kalten Krieg mitbetreiben.

Seit der Studentenbewegung gilt er als politscher Lyriker, bekannt wurden vor allem seine Gedichtbände und vietnam und (1966), Anfechtungen (1967), Die Freiheit den Mund aufzumachen (1972) Liebesgedichte (1979). Beliebt, wie er bei den 68ern war, wurde er von den Konservativen scharf angegriffen, eines seiner Gedichte wurde aus einem bayrischen Schulbuch entfernt. In Sachen RAF mischte er sich unermüdlich ein: Berühmt wurde seine Äußerung, daß Büchner, wenn er heute lebte, sich bestimmt zur Baader-Meinhof-Gruppe geschlagen hätte. Andererseits kritisierte er die, die den Mord an Buback beklatschten: „Antifaschisten haben auch nicht mit Hinrichtungen zu arbeiten.“

Mehr als 10.000 Gedichte hat er geschrieben, sie füllen mehr als zwei Dutzend Bände, der letzte, Unverwundenes ist im Oktober bei Wagenbach erschienen, außerdem einen Roman, ein Theaterstück, eine Oper, Erzählungen und Essays. 1987 bekam er den Georg-Büchner-Preis. Auch als Übersetzer war er hoch angesehen, vor allem wegen seiner Übertragungen der Shakespeare-Dramen und der Gedichte von T. S. Eliot.