FAST 40 PROZENT FÜR STEHENDEN BETON

Während sich die BMW-Fahrer des FC Bayern-München an den Ferraris aus Mailand die Köpfe wie an einer Betonmauer einrannten, trugen die Lokalmatadoren vom Wilmersdorfer Bürgermeister über Künstlermäzen bis zum Projektleiter des Kultursenators im dritten Fernsehprogramm während der Sendung „Stadtgespräch“ ihre Verbalschlacht um den Bestand des Meisterwerkes aus Blech und Beton auf dem Rathenauplatz aus. Zeitgleich konnten die Zuschauer per Telefonanruf ihr Votum für Abriß, Umsetzung oder Verbleib des Beton-Cadillacs von Vostell abgeben. Was sie auch taten: Rund 60 Prozent der mehr als 30.000 Anrufer votierten klar und deutlich für Abriß, 38 Prozent wollten die Cadillacs genau dort belassen, wo sie schon sind und 1,5 Prozent waren für Umsetzung. Doch letztlich erwies sich die plebizitäre Einblendung von Telefonnummern für Abriss, Umsetzung und Verbleib als unzureichend, war es doch häufig erst nach zehnmaligem Versuch möglich, die Telefonstimme: „Ihr Anruf ist registriert, bitte legen Sie wieder auf“ zu hören. Das Besetztzeichen ertönte meist schon nach der „191“.

Der zuständige Redakteur der Sendung, Herr Karras, erklärte auf Anfrage, gestern hätten über 180 Anrufer ihre Empörung telefonisch bekundet, nicht am Ziel ihrer Versuche angekommen zu sein, woraus sich auch das herausragende Interesse am Thema Kultur im öffentlichen Raum im allgemeinen, an Vostells Plastik im speziellen, beweise. Weit von sich wies er allerdings die Vermutung, durch solcherlei Befragungen eine plebizitäre Entscheidung herbeizuführen, diese Form der Befragung sei bestensfalls ein Spiel.

Die Berliner FDP teilt im übrigen mit, die Cadillac –Skulptur bis auf weiteres zu erhalten, um „Berlin als eine gegenüber moderner produktiver Kunst aufgeschlossene Stadt auszuweisen“.

Was zu beweisen ist.

taz