Muster ohne Wert

■ Zur Lage in Hamm-Uentrop

Einige kommunale Stromversorgungsunternehmen suchen nach Fluchtwegen vor der ruinösen Kostenlawine, die da aus Richtung Hamm auf sie zurollt. Doch die Summen, die zur Debatte stehen, sind relativ. Was bei den am THTR beteiligten Stadtwerken zu Recht Alpträume und Konkursstimmung auslöst, könnten die Stromkonzerne und in der Atomwirtschaft engagierten Unternehmen locker wegstecken. Ein Wunder wäre es deshalb nicht, wenn jetzt die Großen den Kleinen hilfreich unter die Arme griffen natürlich nicht, ohne vorher einen kräftigen Obulus in Bonn und Düsseldorf einzufordern.

Nicht das Finanzdebakel an sich elektrisiert die Atomwirtschaft, sondern die Tatsache, daß es die Öffentlichkeit beschäftigt. Denn der Atommeiler von Hamm ist nicht irgendeiner. Er ist der einzige kommerziell betriebene Hochtemperaturreaktor mit kugelförmigen Brennelementen der Welt. Seine Nachfolgemodelle, die nur auf dem Papier existieren, sollen dereinst in Sibirien, Peking und Kairo Strom liefern. Nicht auszudenken, wenn der Musterreaktor, der als Nachweis der Funktionstüchtigkeit und Wirtschaftlichkeit dieser „fortgeschrittenen Reaktorlinie“ dienen soll, an finanzieller Schwindsucht zugrunde ginge. Gespannt darf man sein, inwieweit die Düsseldorfer SPD -Regierung sich noch einmal in eine Rettungsaktion für den „Reaktor der Zukunft“ einbinden läßt. Joachimsen und Rau gehörten einst zu seinen glühendsten Verehrern.

Gerd Rosenkranz