ARABIA SCRIBENDA

■ Arabische Literaturtage in Berlin

Südlich des Mittelmeers beginnt die Sahara. Östlich davon die arabische Wüste. Doch nicht nur im wortwörtlichen Sinne scheint so manchem diese Region wüst, öd und leer. Auch kulturell sieht der eurozentristische Blick nichts als Sandmassen. Arabia deserta. Bevor der Ägypter Nagib Mahfuz, sehr zum Ärger von Teilen der Kritikerzunft, den Literatur -Nobelpreis erhielt, verwunderte es daher kaum, auf die Frage nach arabischer Literatur die Antwort zu bekommen: Ja, der Antikendienst Ägyptens hätte doch eben einen neuen Katalog zu den Hauptwerken der Kairoer Museen ediert.

Das soll nun anders werden. Mit einem für die Bundesrepublik bisher einmaligen Projekt sollen, erst in Berlin (28. bis 30.11), anschließend in Frankfurt/Main (1. und 2.12.) einige weiße Flecken auf der Literaturweltkarte getilgt werden. Denn im Rahmen der Veranstaltungsreihe 15 Jahre Neue Gesellschaft für Literatur e.V. wird vom 28.November bis einschließlich 30.November in den Räumen des Literarischen Colloquiums, Am Sandwerder5 in Berlin37 Außergewöhnliches geboten: Tage der modernen arabischen Literatur.

Träger dieser arabischen Literaturtage sind die Neue Gesellschaft für Literatur (Berlin), Das Arabische Buch (Berlin), Der Andere Literaturklub (Frankfurt/Main) und das Literarische Colloqium (Berlin). Angeregt und geplant wurden die arabischen Veranstaltungen bereits im Februar dieses Jahres. Federführend waren dabei vor allem der chilenisch -deutsche Schriftsteller Claudio Lange vom Vorstand der Neuen Gesellschaft für Literatur und Hans Schiler, Mitbegründer der Verlagsbuchhandlung Das Arabische Buch.

„Wir wollen keine Jubelfolklore, sondern ein kritisches literarisches Programm veranstalten, bei dem moderne lebende Autoren des arabischen Ostens, wie des Maghreb, zu Wort kommen“, stellt Schiler klar. Doch sandtrocken verspricht das Programm keineswegs zu werden. Denn es ist den Organisatoren gelungen, etliche namhafte arabische Autoren und Autorinnen zu gewinnen. Für die Bundesrepublik ist die Autorenbesetzung eine kleine Sensation: So werden die Feministin, Schriftstellerin und erste weibliche Soziologieprofessorin Marokkos Fatima Mernissi, der Schriftsteller und Journalist Michel Kilo (Syrien), der Chefredakteur und Schriftsteller Emile Habibi (Israel), die algerischen DichterInnen Assia Djebar, Rachid Boudjedra und Tahar Wattar, der Feuilletonist und Schriftsteller Gamal al -Ghitani (Ägypten) und die Lyriker Adonis (Syrien/Libanon) sowie Adel Karasholi (Syrien) persönlich anwesend sein und aus ihren Arbeiten vorlesen.

Zu den Veranstaltungen erscheint im Verlag Das Arabische Buch ein von Claudio Lange und Hans Schiler herausgegebenes Lesebuch. Dieser Reader enthält 44 Beiträge von arabischen Autoren sowie sechs Literatur-Essays und wird ungefähr 36 Mark kosten.

Walter Saller

Als Auftakt wird am Sonntag abend um 20 Uhr im Hebbel -Theater, Stresemannstr. 29a (U-Bahn Hallesches Tor), das Einpersonen-Stück von Emile Habibi al Mutashail (Der Schwarzhellseher) mit dem Schauspieler Muhammad Bakri (Israel) in arabischer Sprache aufgeführt. Eintritt 10 Mark

Die Termine der weiteren Veranstaltungen von Montag bis Mittwoch im täglichen Programmteil.