Kein Handball-Krieg...

■ ...sondern eine richtige Werbeveranstaltung für den Frauenhandball / Am Ende siegt trotzdem - wie immer - das große Waller Geld über das Hastedter Vereinsleben

Samstag abend, 19 Uhr, in der Sporthalle Hemelingen sollte Kriegsbeginn sein. Die Handball-Damen von Hastedt und Walle trafen in der Regionalliga aufeinander. 250 Leute Fußvolk aus Walle fielen über die Hemelinger her und versperrten Parkstreifen und Garagentore. Hastedter Spie

lerinnen, die früher Waller Trikots und Gelder empfingen, schworen nie, aber auch nie wieder für Walle anzutreten. Und umgekehrt. Walles Trainer Ludolf empörte sich über Hastedts Trainer Franke, Franke über Ludolf. Von schmutzigen Methoden und Verleumdung war die Rede.

Schließlich ging es in diesem Regionalligaspiel nicht nur um den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Es ging vor allem um den ewigen Kampf der Armen aber Gerechten gegen das böse große Geld. Walle kauft sich mit Hunderttausendern eine Mannschaft

zusammen, hieß es zuvor, wirbt mit Autos und fiktiven Jobs Spielerinnen, sogar leibhaftige Nationalspielerinnen, in die drittklassige Handball-Provinz. Hastedt baut auf die eigene Jugend, das gute Training, die nette Kamaradschaft. Ein richtiger Verein, altdeutsch gemütlich wie die Vereinswirtschaft. Die Tassen hoch.

Gut, daß manche Kriege mit dem Mund und auf dem Papier stattfinden. In der Halle tönten nur ein paar Angriffstrompeten. Sonst sahen 500 Leute eine Werbung für den Frauen-Handball, schnell, dynamisch und wurf

stark die Wallerinnen, kämpferisch und manchmal vom Schiedsrichter benachteiligt die Hastedterinnen. Und einfach perfekt Dagmar Stellberg, Walles Nationalspielerin. Geschmeidig dreht sie sich durch drei Deckungsspielerinnen, springt einen Kopf höher, wirft zielgenaue Raketen ins Netz. Hastedts Torfrau Birgit Addix war trotz einer Spitzenleistung machtlos.

Klar, wie im wahren Leben gewinnt das große Geld auch im Sportspiel: 18:14 für Walle. Hastedt feierte dennoch mit Sekt; eben ein richtiger Verein...

my