'Plakat'-Betriebsräte wollen in die IGM

Gewerkschaftsoppositionelle Stuttgarter Daimler-Benz-'Plakat'-Gruppe stellt Wiederaufnahmeantrag / Gewerkschaft stellt für die 'Plakat'-Gruppe unannehmbare Bedingung  ■  Aus Stuttgart Dietrich Willier

Ein Jubiläum, das 20jährige, feierte die gewerkschaftsoppositionelle Stuttgarter Daimler-Benz -'Plakat'-Gruppe am vergangenen Wochenende. Alle waren gekommen, vom SPD-Bundestagsabgeordneten bis zu ehemaligen Hausbesetzern. Zum Jubiläum, so wünschen sich die 'Plakatler‘, sollte jetzt auch eine alte Fehde beendet werden. Vor 16 Jahren war die Gruppe erstmals mit einer eigenen Liste zu den Betriebsratswahlen bei Daimler-Benz angetreten, die IGM reagierte mit Rausschmiß aus der Gewerkschaft. Die 'Plakat'-Gruppe, so das letztinstanzliche Urteil des Bundesverfassungsgerichts vor vier Jahren, habe in ihrer Betriebszeitung die IGM verunglimpft.

Mit großem Interesse, so die 'Plakat'-Gruppe in einem Brief an den IGM-Vorstand und die Stuttgarter Ortsverwaltung, habe man in letzter Zeit Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden Franz Steinkühler über „offene Gewerkschaftsarbeit“ und „neue Streitkultur“ verfolgt. Man bitte um ein Gespräch über die Wiederaufnahme der zehn immer noch ausgeschlossenen Kollegen. Starke Gewerkschaften, die kontrovers geführte Diskussionen auch aushalten, sind nach Ansicht der 'Plakat' -Gruppe notwendig gegen angekündigten Lohnstopp, Abbau des sozialen Besitzstands, Arbeitszeitflexibilisierung und die Zunahme ungeschützter Arbeitsverhältnisse. Der Daimler -Fusion mit MBB und dem „Versuch des Kapitals, den EG -Binnenmarkt zum Vehikel für Sozial-Dumping zu machen“, müsse etwas entgegengesetzt werden. Trotz schwerer Konflikte zwischen IGM-Betriebsräten und 'Plakat'-Gruppe, sei eine künftige Zusammenarbeit notwendiger denn je. Jetzt, so die sieben Plakat-Betriebsräte, sei es Zeit, unvoreingenommen wieder aufeinander zuzugehen. Eine Stellungnahme der IGM zum Gesuch gibt es bisher noch nicht. Als Bedingung betrachtet die IGM-Ortsverwaltung aber, daß 'Plakat‘, die Betriebszeitung der Gruppe, eingestellt wird. Das ist aber für die 'Plakatler‘ unannehmbar: „Wir würden uns damit unseren Einfluß und die uneingeschränkte Auseinandersetzung über betriebliche und gesellschaftliche Fragen selbst wegnehmen.“