Frauenministerium beim Kanzleramt?

■ Anton Pfeifer als mutmaßlicher Nachfolger von Rita Süssmuth

Bonn (taz) - Der bisherige Staatssekretär im Ministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Anton Pfeifer soll Nachfolger von Rita Süssmuth werden. Dies zeichnet sich in Bonn nach Informationen aus Regierungskreisen ab. Es gehe, so heißt es, nicht mehr um das ob, sondern nur noch um das wie der Nachfolge. Als Indiz für die Wahrscheinlichkeit der Berufung Pfeifers wird in Bonn auch eine Äußerung Kohls auf dem Deutschlandtag der Jungen Union gesehen: Kohl hatte betont, daß ein Nachfolger von Frau Süssmuth sich vor allem den vordringlichen Zukunftsaufgaben Gesundheit und Gentechnologie widmen müsse.

Um das frauenpolitische Image der Regierung durch die Berufung eines Mannes auf Frau Süssmuths früheren Posten nicht allzusehr zu beschädigen, wird dem Vernehmen nach daran gedacht, das Frauenressort aus dem Ministerium auszugliedern und ein Staatsministerium für Frauenfragen an das Bundeskanzleramt direkt anzugliedern. Auf einen in seiner realen Bedeutung derart reduzierten, frauenpolitisch aber scheinbar aufgewerteten Posten könnte der Kanzler dann auch eine seiner Meinung nach nicht so geeignete Politikerin wie Roswitha Verhülsdonk berufen. Damit würde schließlich das Begehren der Unions-Fraktion, bei dieser Personalentscheidung nicht wieder umgangen zu werden, auf einem Umweg zufriedengestellt.

Eine Berufung Pfeifers zum Minister würde, so wird aus Ministeriumskreisen selber herausgestrichen, am ehesten Gewähr dafür bieten, daß in gesundheits- und familienpolitischen Fragen der Kurs von Frau Süssmuth fortgeführt wird.

cw