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Zimmermann: Kronzeuge Volkszählung

Als Ergebnis der Volkszählung sieht Zimmermann zu wenig deutsches „Volk“ / Erste Bilanz des Statistischen Bundesamtes ohne überraschende Ergebnisse / Berlin, Hamburg und Bremen als Finanzgewinnler  ■  Von Vera Gaserow

Berlin (dpa/taz) - Als im letzten Jahr über eine halbe Million mißmutige Volkszähler ausschwärmten, trafen sie auf ein ebenso mißmutiges Volk, das sich jetzt nach Meinung von Innenminister Zimmermann als zu wenig deutsch herausstellt. Daß die Zahl der Ausländer gegenüber der letzten Massenzählung von 1970 um 70 Prozent gestiegen ist, wertete Zimmermann gestern in Bonn bei der Vorstellung der ersten Volkszählungsdaten als eines der hervorstechendsten Ergebnisse. Tatsächlich erfaßten die Volkszähler im letzten Jahr zwar rund 320.000 weniger Ausländer als ursprünglich von den Statistikern erwartet. Dennoch beharrte Zimmermann gestern auf einer gemeinsamen mit dem Statistischen Bundesamt abgehaltenen Pressekonferenz darauf, daß die jetzt vorliegende Zahl von 4,1 Millionen Ausländern, „die Notwendigkeit der anstehenden Novellierung des Ausländerrechts unterstreicht“. Im Klartext: Dank Volkszählung sind noch stärkere Einreisebeschränkungen für Ausländer und eine noch rigorosere Ausweisungspolitik fällig.

Insgesamt brachten die Ergebnisse, die die Statistiker mühselig aus dem gesammelten Datenschrott zusammengebastelt haben, nur wenige Überraschungen. Die - nach offiziellen Angaben nunmehr 756 Millionen Mark teure - Zählung präsentiert eine Einwohnerzahl von 61 Millionen in der Bundesrepublik, das sind fast eine Million weniger als bisher errechnet. Um eine Million niedriger als vermutet ist auch die Zahl der Wohnungen quer durch die Republik. Welche politischen Konsequenzen hieraus zu ziehen sind, sagte der Innenminister gestern nicht. Nicht sehr überraschend angestiegen ist laut Volkszählung die Zahl der Erwerbstätigen seit 1970. Um wieviel Prozent die Arbeitslosenziffern in die Höhe geschnellt sind, taucht in den ersten Presseveröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes nicht auf. Eines zumindest steht schon jetzt fest: Neben den Verlierern, auf deren Kosten sich jetzt mit den Daten Politik machen läßt, hat die Volkszählung auch ihre Gewinner - sie heißen Berlin, Saarland, Hamburg und Bremen. In diesen Bundesländern liegt die jetzt festgestellte amtliche Bevölkerungszahl deutlich über den bisherigen Vorausberechnungen der Statistiker, die für die Steuerzuweisungen im Rahmen des Länderfinanzausgleichs maßgeblich waren. Entsprechend mehr Geld dürfen die Volkszählunggewinner nun in ihren Steuerkassen erwarten.

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