„Roselius war nie Mäzenat

■ Sparkassen-Direktor Friedrich Rebers über den kleinen Kreis Bremer Honoratioren Im „Dorf mit Straßenbahn“ erledigt man Geschäfte mit Ministern auf der Straße

taz: Ist Ludwig Roselius, der gerade die Böttcherstraße verkauft hat, ein Beispiel für den Rückzug der Kaufleute aus dem Bremer Honoratioren-Kreis?

Rebers: Ich würde sagen, dieser Ludwig Roselius ist nie Mäzenat gewesen. Der hat nur das Erbe seines Vaters angetreten. Sein Vater ist derjenige gewesen, der sich diese Verdienste an die Brust heftet, und der Sohn hat jetzt versucht, sich dieser Dinge zu entle

digen. Er wollte damit nichts mehr zu tun haben.

Bei Jacobs ist es so ähnlich, da ist der Sohn mit seinem Geld auch in die Schweiz gegangen.

Das hätte ein Kaufmann vor 100 Jahren genauso gemacht. Vater Jacobs hätte das allerdings nicht gemacht. Vielleicht ist es ein Unterschied, ob man das selber aufbaut, oder ab man es erbt und nur noch in Rentabilität denkt.

Jetzt sind es High-Tech-Betriebe,

die neu entstehen. Werden die auch mal so ein Verhältnis zu Bremen entwickeln?

Es kommt sicher auch darauf an, ob das ein waschechter Bremer ist - sieht er auch seine Bremer Heimat oder sieht er nur sein Geschäft und seinen Erfolg? Zur Zeit ist bei den High-Tech-Betrieben die Bindung an Bremen noch hoch. Bei denen ist die Kapitaldecke so dünn, daß eine Umsiedlung nicht infrage kommt.

Was finden Sie als Bremer an Ihrer Stadt eigentlich so attraktiv?

Vielleicht, weil es meine Heimat ist, weil ich Bremen unheimlich schön finde. Bremen ist eine enorm grüne Stadt, eine weit auseinandergezogene Stadt und Bremen ist ein Dorf mit Straßenbahn - man kennt sich, man trifft sich, man erledigt die Geschäfte oder auch das Gespräch mit dem Minister auf der Straße vor Karstadt.

Fragen: Dirk Asendorpf