Stop-Aids für Berlin

■ Aids-Hilfen machten auf Wohnprobleme von Aids-Erkrankten aufmerksam / AL fordert Methadon-Vergabe für Drogensüchtige und ein Stop-Aids-Programm

Anläßlich des gestrigen Welt-Aids-Tages, der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen wurde, veranstaltete die Berliner Aids-Hilfe (BAH) in der Innenstadt eine Aktion mit Straßentheater und szenischen Collagen, die auf die schlechte Wohnsituation von HIV -Infizierten und Aids-Kranken hinweisen sollte.

Die VeranstalterInnen machten daruf aufmerksam, daß in Berlin eine zunehmende Zahl obdachloser Aids-Kranker ohne Wohnung zwischen Krankenhaus, heruntergekommenen Pensionen und Obdachlosenheimen pendeln. Besonders betroffen seien drogenabhängige Kranke. Die BAH fordert deshalb die Bereitstellung von Wohnungen, die den Bedürfnissen von Menschen mit Aids entsprechen.

Parallel zu den Straßenaktionen brachte die AL-Fraktion im Abgeordnetenhaus zwei Anträge - zur Vergabe von Methadon und zu einem Stop-Aids-Projekt - vor. In ihrem Antrag fordert die AL die Vergabe der Ersatzdroge Methadon durch Ärzte und wendet sich damit gegen ein staatliches Methadon-Programm. „Bei einem staatlichen Programm ist die Gefahr der Überwachung der Drogensüchtigen viel zu groß“, meinte Margarete von Galen vom Aids-Arbeitskreis der AL.

Drogenabhängige sollen mit dem Programm aus der Abhängigkeit und dem damit häufig verbundenen kriminellen Milieu geholt werden. Parallel zur Vergabe der Ersatzdroge soll eine psychosoziale Betreuung, der Ausbau von Plätzen im Drogenentzug und von Kontaktläden einhergehen. Mit dem Stop -Aids-Projekt folgt die AL einem Modell aus San Francisco. Diese Initiative zielt darauf ab, Safer-Sex-Gesprächskreise zu gründen, die die weitere Verbreitung der Krankheit bei schwulen und bisexuellen Männern verhindern helfen sollen. Für den Zeitraum von zwei Jahren sollen eine Million Mark für das Projekt zur Verfügung gestellt werden.

An der Aids-Politik des Senats kritisierte die AL, daß „nur Problembewußtsein vorgegaukelt“ würde, und fordert, „endlich Taten folgen zu lassen“. Ihre Anträge sieht die AL als praxisorientierten Schritt zur Bekämpfung der Krankheit.

Theo Düttmann