„Camel“ für 24,5 Milliarden Dollar an Geldhaus verkauft

■ Chaotisch ging der größte Firmenkauf der Wirtschaftsgeschichte zu Ende

Berlin (taz) - „Camel“ hat einen neuen Eigentümer. Der US -Konzern RJR Nabisco, einer der weltgrößten Hersteller von Nahrungsmitteln und vor allem Zigaretten, geht für 24,5 Milliarden Dollar an die Finanzfirma Kohlberg Kravis Roberts (KKR). Damit ist der größte und absolut unproduktivste Unternehmensverkauf der Wirtschaftsgeschichte perfekt, ein wochenlanges Wettbieten um die Nummer 19 der US -Industriekonzerne (siehe auch taz vom 10.11.).

Das unmittelbare Nachsehen haben die Manager von Nabisco, die ihre eigene Firma aufkaufen wollten. Bereits vor ein paar Tagen war eine dritte Bewerbergruppe um den Nahrungs und Waschmittel-Konzern Procter&Gamble („Pampers“) wieder ausgestiegen, als die Gebote etwa 22 Milliarden Dollar erreichten. Eine vierte Bietergruppe um die First Boston Bank hatte gar 26,8 Milliarden Dollar geboten, aber die Nabisco-Direktoren, die die Verhandlungen führten, wiesen diese Offerte wegen unsicherer Finanzierung zurück.

„Chaotisch“, wie ein „Zirkus“, so das 'Wall Street Journal‘, liefen die letzten Stunden vor Ablauf der Frist ab, ganz entgegen den Erwartungen vieler Börsianer, die von einem ruhigen Ablauf die Eindämmung der Kritik an solchen Mega-Deals erhofft hatten. Doch bis tief in die Nacht zum Donnerstag gaben die beiden Bietergruppen und die Nabisco -Direktoren ein Trommelfeuer von öffentlichen Erklärungen ab und eröffneten immer neue Verhandlungsrunden.

Zunächst hatte es ein Einverständnis mit KKR gegeben. Dann verwarf die Direktorengruppe das Angebot in der Erwartung, daß die Manager ein höheres Angebot abgeben würden. Die Hoffnung trog nicht: Sie boten 23,1 Milliarden, worauf KKR auf 23,7 Milliarden ging. Nach einer weiteren Runde erhielt schließlich KKR für die astronomische Summe von 24,5 Milliarden Dollar den Zuschlag (das ist so viel, als ob jeder Buchstabe einer normalen taz-Ausgabe 20 Millionen Mark darstellen würde).

Nabisco hatte bislang einen Jahresumsatz von 15,8 Milliarden Dollar und 120.000 Beschäftigte. Das dürfte sich bald ändern: Um den Kauf zu finanzieren, wird der Konzern zerlegt und Teile an der Börse verkauft. Das dürfte vor allem für die Firma Del Monte gelten, die Obst und Konserven verkauft. Der Rest der Kaufsumme wiederum wird zum großen Teil durch die Ausgabe von hochspekulativen junk bonds an der Börse finanziert.

Entschieden ist damit auch der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Finanzgiganten Salomon Brothers und Drexel Burnham Lambert. Die Traditionsfirma Salomon hätte die Börsen -Operationen für das Management übernommen, während der Newcomer Drexel jetzt im Auftrag von KKR mehrere hundert Millionen Dollar an Gebühren verdienen wird.

diba