Aparter Austausch

■ „Gut zu Wissen“: Gastfamilien für südafrikanisches Austauschprogramm von rassistischer Organisation gesucht

Unter dem Motto „Kauft keine Früchte der Apartheid“ werben engagierte evangelische Bremerinnen seit Jahren für den Boykott südafrikanischer Produkte, um dem weißen Regime damit den Rassismus zu verderben. Erst im November haben Initiativen damit begonnen, mit Aktionen und Veranstaltungen Unterstützung für die Deklaration einer „Anti-Apartheid -Stadt Bremen“ zu werben.

Ebenfalls Anfang November warb auch die „Deutsch -Südafrikanische Kulturvereinigung“ für einen Austausch „von 15 bis 18jährigen SchülerInnen aller Rassen aus Südafrika“ und zwar unter „Gut zu Wissen“ in der Bremer taz -Lokalausgabe. Mit dem kleinen Text sollten Gastgeberfamilien in Bremen, Bremerhaven und umzu gefunden werden.

Harald Schütt, Mitarbeiter der Bremer „Anti-Apartheid -Bewegung“ zeigte Interesse und bestellte bei der angegebenen Adresse weitere Informationen. Die kamen dann auch prompt - und was für welche! Die Deutsch -Südafrikanische Kulturvereinigung hat ihren Sitz in Pretoria, in Deutschland ist die regimefreundliche, 4.000 Mitglieder starke, Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft an dem Projekt beteiligt.

Die Lehrerin Solveig Stegen aus Bederkesa, die sich für die

beiden Organisatione um die Gastfamilien-Suche im Bremer Umland kümmert, hat von 1982 bis 1986 an einer deutschen Schule in Pretoria gearbeitet. Sie sei für das Austauschprogramm, mit dem die südafrikanischen Jugendlichen für einige Monate die Bundesrepublik kennenlernen sollen, „eigentlich garnicht zuständig“, antwortete sie auf Schütts Brief, sondern wolle „nur behilflich“ sein.

Und Mitglied der beiden Organisationen sei sie auch nicht, distanzierte sie sich gleich noch mehr - um dann in aller Offenheit zu sagen, wie das „SchülerInnen aller Rassen aus Südafrika“ gemeint war:

„1987/88 waren acht farbige Schüler meiner damaligen Schule in der BRD. Die Kosten hatte die Deutsche Botschaft übernommen. Zwei weitere farbige Schü

ler kamen von einer englisch-sprachigen Privatschule. Im übrigen soll die Reisegruppe aus 108 weißen Schülern bestanden haben. Es handelt sich also um eine überwiegend weiße Angelegenheit, was damit zu tun hat, daß Schwarze bzw. Farbige Deutsch selten als Fremdsprache erlernen und natürlich auch mit den finanziellen Möglichkeiten und persönlichen Beziehungen“. So weit - so schlecht.

Harald Schütt hofft nun, daß die taz diese „rassistische Organisation“ in den Apartheid-Boykott einbezieht. Die Hoffnung wird erfüllt! Nachzutragen bleibt nur noch: Als wir Anfang November diese Notiz veröffentlichten, war es zum Glück sowieso zu spät. Die Reisegruppe hatte ihren Flug gebucht und die Unterkünfte waren bereits alle vermittelt. om