Behutsame Stadterneuerer

■ TU-Veranstaltung „Was ich immer schon mal über die Stadterneuerung sagen wollte“

Unter dem Motto „Fünf Leute reden aneinander vorbei“ veranstaltete die Arbeitsgruppe Stadterneuerung der TU eine Diskussion zum Thema „Was ich immer schon mal über die Stadterneuerung sagen wollte“ am vergangenen Wochenende ebendort.

Einig war sich das Podium, daß Behutsamkeit in der Stadterneuerung irgendwie irrsinnig wichtig ist, nur, was Behutsamkeit ist, daran schieden sich die Geister. Ob behutsam abgerissen wird, eine 140 Meter hohe Investitionsruine behutsam mitten in der City geplant wird oder die Mieten behutsam steigen - „für den Senat ist Stadterneuerung immer behutsam“, sprach dessen Vertreter Förster-Baldenius, in Architektenkreisen inzwischen als „Jupp Derwall der behutsamen Stadterneuerung“ bekannt.

Gustav Hämer, die Personifizierung der Kreuzberger Behutsamkeit, beklagte als Höhepunkt der Unbehutsamkeit, daß der Senat die KiTa auf dem Kinderbauernhofgelände nun doch nicht baue. Der Chef der gemeinnützigen GeSoBau, Brüning, fand das Thema Behutsamkeit langweilig und versuchte seinerseits, über Denkmalschutz für das Märkische Viertel zu diskutieren, während Stadterneuerungstheoretiker Fritz Schmoll sich immerhin entschuldigte, daß er nicht zum Thema sprechen würde, dafür aber einen halbstündigen Rückblick auf das Jahr 2010 veranstaltete („Und Sie, lieber Herr Förster -Baldenius, als Bausenator der CDU/AL-Koalition...“), und anschließend eine „Warenprobe“ offensichtlich aus seinem neuen Buch verteilte. Franziska Eichstädt als sichtlich überforderte Moderatorin versuchte, die Diskutanten auf kleinen Zetteln dazu zu bewegen, zur Sache zu kommen. Als Schlußwort erlaubte sich der Mitinitiator der Diskussion, Cihan Arin, eine wohnungspolitische Analyse, die jeder taz -Redakteur, nachts um drei geweckt, auch von sich hätte geben können („Private Modernisierung ist sehr profitabel...“).

Eine Diskussion fand aus Zeitgründen nicht mehr statt, so daß die Fragen aus dem fachkundigen Publikum ungestellt blieben, etwa wieviel Geld der Senat wann für die Behutsamkeit zur Verfügung zu stellen gedenkt und was er konkret damit anstellt. Dafür war es ein lustiger Abend, der sich hoffentlich nicht so bald wiederholen wird.

Eva Schweitzer