StudentInnenstreiks jetzt bundesweit

■ Polizei räumt besetzte Villa in Berlin / Juridicum der Frankfurter Uni besetzt / 5.000 in Mannheim auf der Straße / Rektor der Uni Mannheim unterstützt Forderungen / 'Frankfurter Rundschau‘ besetzt

Berlin (taz) - Ein massives Aufgebot der Berliner Polizei räumte gestern morgen eine seit 1983 leerstehende und seit Montag von der studentischen „AG gegen Wohnungsnot“ besetzte Villa im Berliner Diplomatenviertel Dahlem. Vor dem Auftauchen der Polizeiwagen hatten rund 250 Leute den Eingang des Hauses verbarrikadiert. Die passiven Widerstand leistenden Besetzer wurden von den Polizisten rabiat aus dem Haus gezerrt, zum Teil auch geprügelt. Bei rund 100 Leuten, die nach der polizeilichen Aufforderung die Villa gezwungenermaßen „freiwillig“ verließen, wurden die Personalien festgestellt. Die übrigen 150 Personen wurden festgenommen und die meisten nach erkennungsdienstlicher Behandlung wieder freigelassen.

Die Leitung der FU duldet bislang die anhaltenden Institutsbesetzungen. Die Streiks haben inzwischen auch auf die Berliner TU übergegriffen. Dort werden die Fachbereiche Architektur und Informatik bestreikt. Am Nachmittag zog im Anschluß an eine Vollversammlung eine Demonstration zum Schöneberger Rathaus.

bh

Aktionen dauern an

Frankfurt (taz) - In Frankfurt gehen die Protestaktionen der streikenden StudentInnen weiter. Um Uni-Präsident Klaus Ring zu einem Gespräch über die studentischen Forderungen zu zwingen, wurde gestern nachmittag das Juridicum besetzt. Bereits am Montag nachmittag hatten 250 StudentInnen die Redaktionsräume der 'Frankfurter Rundschau‘ aus Protest gegen deren Berichterstattung besetzt. Über den weiteren Verlauf des Streiks wird am heutigen Mittag eine Vollversammlung entscheiden. Unterdessen haben die Studierenden in den Fachbereichen Chemie und Biologie den Streik abgebrochen, die Fachbereiche Theologie, Physik und Wirtschaftswissenschaften haben den Streik zunächst ausgesetzt, berichtete ein Sprecher des Zentralen Fachschaftenrates.

Auch in Mainz regt sich jetzt der studentische Protest: In Fachbereichs-Vollversammlungen werden die Studenten der Johann-Gutenberg-Universität heute über ihre Lage diskutieren. Um 16 Uhr wollen sie mit einer Demonstration in die Innenstadt auf sich aufmerksam machen.

m.b.

Professoren solidarisch

Mannheim (taz) - Für ein ausreichendes Lehrangebot und eine entsprechende Raumaustattung gingen am Montag nach Polizeiangaben mit über 5.000 fast die Hälfte aller eingeschriebenen StudentInnen der Universität Mannheim auf die Straße. Bereits vergangene Woche hatte man sich auf einer Veranstaltung gegen die Vergabe von Landesmitteln an eine geplante Privatuniversität gewandt. Lehrveranstaltungen an der Uni Mannheim sollen zum Teil zu 200 Prozent überbelegt sein. Die Hälfte der StudentInnen studieren Betriebswirtschaftslehre. In Übungen sind teilweise nicht einmal mehr Stehplätze zu ergattern. Die StudentInnen fordern darüber hinaus ausreichenden Wohnraum.

Der Rektor der Universität, Prof. Otto Jakobs verzichtete gestern auf seine Teilnahme an der westdeutschen Rektorenkonferenz und unterstützte die Forderungen der StudentInnen auf deren Vollversammlung. Solidarische Unterstützung und die Überlassung von Hörsälen erfuhren die Mannheimer StudentInnen auch von zahlreichen weiteren Professoren ihrer Universität.

diwi