Neue Anlage: Zerstückelte Aktien

■ US-Unternehmen bieten Tausch der Aktien gegen neue Papiere an / Waffe gegen Übernahmen?

New York (dpa) - Findige Firmenbosse und ihre cleveren Broker-Gehilfen haben eine „neue Masche“ entdeckt, den Kurs ihrer unterbewerteten Aktien anzuheben und Übernahmen zu erschweren, auf die sie in der Regel keinen Einfluß haben, wenn finanzkräftige Firmenfremde die Aktien eines Unternehmens aufkaufen. Statt Unternehmen zu zerstückeln, werden deren Aktien in verschiedene „Teile“ zerlegt und dem Publikum getrennt angeboten.

Traditionell machen Aktienbesitzer in drei verschiedenen Kategorien Gewinne: Mit Dividenden, Dividendenerhöhungen und Kursanstiegen. Bei der von dem Unternehmensmakler Shearson Lehman Hutton entwickelten „Entbündelung“ wird nun eine Aktie in drei Papiere mit jeweils einem dieser Charakteristika zerlegt und angeboten.

Anleger, die zum Beispiel nur Dividenden kassieren wollen, können fortan Wertpapiere kaufen, die dieser Komponente einer Stammaktie entsprechen.

Börsenfachleute führen die Hausse vom Montag - der Dow -Jones-Index für 30 Standardwerte („Blue Chips“) verbesserte sich um mehr als 31 Punkte - auf diese neue Anlageform des „Entbündelns“ zurück. Denn vier Unternehmen, die alle im Dow Jones-Index enthalten sind, gaben bekannt, sie würden insgesamt bis zu 5,6 Milliarden Dollar ihrer Aktien für ein neues Wertpapierpaket eintauschen: Die Finanzgesellschaft American Express Co., der Chemiekonzern Dow Chemical Co., das Pharmaunternehmen Pfizer Inc. und der Lebensmittelhersteller Sara Lee Corp.

Im Rahmen des Aktientauschprogramms der vier Unternehmen würden Anteilseigner, die das Angebot akzeptieren und ihre Aktien zurückgeben, ein Paket von drei neuen Wertpapieren beziehen: Eine über 30 Jahre laufende Anleihe, deren Festzins der laufenden Dividendenrate entspricht, Vorzugsaktien, die anfänglich keine Dividenden ausschütten, aber den Ausschüttungen auf Stammaktien über die nächsten 30 Jahre angepaßt würden, und ein sogenanntes Aktienanstiegszertifikat, das in etwa einem Bezugsrecht entspricht und seine Besitzer von scharfen Kursanstiegen profitieren läßt.

Ob entbündelte Aktien die Börse langfristig nachhaltig beeinflussen, bleibt abzuwarten. Für die Unternehmen jedoch bieten sich Vorteile. Einmal sind die neuen Wertpapiere nicht stimmberechtigt und zum anderen würde die Zahl der ausstehenden Aktien in weniger Händen liegen.

Die Erfinder gehen davon aus, daß das Management und dessen Verbündete ihre Stimmrechte nicht abgeben werden. Dies könnte auf Firmenjäger abschreckend wirken.