Volksnah

■ Gorbatschow II. in New York

New York (taz) - Der Milliardär Donald Trump hastete von seinem Büro hinunter auf die Straße. Seine Leibwächter folgten ihm im Laufschritt. Der sowjetische Staats- und Parteichef persönlich war vor dem Luxuswolkenkratzer im Ney Yorker Midtown Manhatten vorgefahren, mit vier höchst attraktiven Frauen im Fond der schwarzen Limousine. Trump drängte sich durch die Menge, um dem Besucher die Hand zu schütteln.

New Yorks Journaille war verblüfft. Zwar hatte Gorbatschow auch bei seinem letzten Treffen mit Reagan im vergangenen Jahr ein Bad in der Menge genommen. Ein Einkaufsbummel bei Tiffany's in der Fifth Avenue ohne Sicherheitsstufe 1 jedoch bereitete Bildfotografen und über Manhatten postierte under cover agents gleicherma ßen Herzklopfen. Auch die amerikanischen Obdachloseninitiativen und Verbrauchergruppen protestierten: Warum mußte Gorbatschow ausgerechnet dem Baulöwen Trump einen Höflichkeitsbesuch abstatten?

„Er sah fabelhaft aus und hörte sich fabelhaft an“, berichtete der Wirtschaftsmogul später. „Aber“, so fügte er selbstgefällig hinzu, „ich habe gewußt, daß mit ihm etwas nicht stimmt. Beispielsweise diese vier Frauen in seinem Auto. Ich weiß, daß seine Gesellschaft in bezug auf kapitalistische Dekadenz noch nicht so weit ist.“

Auch sein mangelndes Russisch hatte R. V. Knapp verraten. Das Gorbatschow-Double verteilte daraufhin Adreßkarten des Agenten, über den man den zum Gipfel passenden Party-Gag anheuern kann.