Jansenwerft verpachtet

■ Drei Hamburger Anwälte sind neue Besitzer der Werft / Auktionshaus schob Verkauf an und soll Pächter für „Industriepark“ besorgen / „Zukunftswerkstatt“ gescheitert?

Seit dem vergangenen Wochenende hat die Jansenwerft in Leer neue Besitzer. Es sind die Anwälte Tippenhauer, Zenk und Osmer, die in Hamburg gemeinsam eine Kanzlei betreiben. Viereinhalb Millionen Mark haben sie für das Gelände der Werft bezahlt, die bereits im April 1987 in Konkurs gegangen war. Einen „Industriepark“ wollten sie aus dem Werftgelände am Ledahafen machen, hieß es hochtrabend in den ersten Pressemeldungen, Werkstätten und Hallen sollen an einzelne metallverarbeitende Firmen vermietet werden. Schiffe sollen dort nicht mehr gebaut oder repariert werden.

Am Mittwoch haben die neuen Besitzer stundenlang in der Leeraner Kreisverwaltung mit örtlichen Behördenvertretern und mit der IG Metall diskutiert. Was sie mit der Jansenwerft vorhaben,

darüber verloren sie kein Wort. Das niedersächsische Wirtschaftministerium weiß da wohl schon mehr: „Die Anwälte stehen mit süddeutschen Firmen in Verhandlung“, sagte ein Sprecher zur taz. Das Wirtschaftsministerium habe diese Verbindungen geprüft und sei auch bereit, „Wirtschaftsförderung“ zu zahlen, wenn die betreffenden Unternehmen sich ansiedeln. Das Anwaltsbüro gelte im Wirtschaftsministerium als „seriös“.

Allerdings kommt es auf die Seriosität der Anwälte weniger an als auf die des Hamburger Auktionshauses Wilhelm Dechow. Peter Bröker, Chef des Hauses, hat die Anwälte dafür gewonnen, die bankrotte Werft zu kaufen, berichten Insider der taz. Im Oktober hatte Bröker versucht, den Betrieb unter den Hammer bringen, scheiterte aber an der Beleg

schaft, die das Werfttor gestürmt und entschlossen die Auktionshalle besetzt hatte. Mit dem Verkauf an die in wirtschaftlichen Dingen wenig erfahrenen Anwälte hat Bröker die Werft nun doch noch losgeschlagen. An ihm bleibt allerdings jetzt die Aufgabe hängen, zahlungskräftige Mieter für die neuen Besitzer anzuwerben. Daß es Verhandlungen mit süddeutschen Unternehmen gebe, bestätigte er gestern. Bröker zu den Aussichten: „Alles noch fliegende Fische“.

Die Hamburger Anwälte kauften Hallen und Gelände, fast den gesamten Maschinenpark allerdings hat Peter Bröker unter der Hand „an Dritte“ verkauft, wie er der taz gestern sagte. Denn als die Arbeiter am 25. Oktober in die Halle eindrangen, um die Auktion zu verhindern, war sie zum Teil schon gelaufen. Die Kunden hat

ten die in Frage kommenden Objekte schon in Augenschein genommen, über Telefon wurde man sich auch über den Preis einig. Was jetzt noch über die Bühne gehen muß, wird in Leer sicher wieder Aufsehen erregen: Der Abtransport der Maschinen am kommenden Montag. Mit den Maschinen würden die Jansen-Arbeiter ihre Hoffnungen dahinschwinden sehen.

Denn nach wie vor wollen sie aus ihrer bankrotten Werft eine „Zukunftswerkstatt“ machen. (s. taz vom 5.12.) Unterstützt von Wissenschaftlern aus Berlin und Dortmund will sie alternative Produkte entwickeln und verkaufen. Zu dem Ansinnen des Betriebsrats, die Anwälte sollten für die „Zukunftswerkstatt“ unentgeltlich Werkstatträume zur Verfügung stellen, nickten diese am Mittwoch wohlgefällig.

mw