Betonkonzept kommt in Bewegung

■ Lemke-Schulte bezeichnet Verkehrskonzept ihres Senatsdirektors zwar als „Diskussionspapier für den Ortsverein“, befürwortet aber Moratorium für Straßenbaumaßnahmen / Heute Demo gegen Stadtautobahn

„Genaues weiß ich noch nicht“, sagt Hans-Otto Schulte, bislang Senatsdirektor für Stadtentwicklung bei Eva-Maria Lemke-Schulte, wenn man ihn nach sei

ner beruflichen Zukunft fragt. Von dem Bereich, für den er bislang in der Behörde verantwortlich war, bleibt wohl nur das Bremer Stadtplanungsamt, die bau

enden Ämter, wie zum Beispiel das Amt für Straßen- und Brückenbau, werden dem Verkehrssenator Konrad Kunick unterstellt.

Seine Chefin weiß mehr: „Ich

arbeite in Zukunft nur noch mit einem Senatsdirektor“, sagt Lemke-Schulte. Und das ist Jürgen Lüthge, Senatsdirektor für Umweltschutz. Für Schulte muß diese Entwicklung eine herbe Enttäuschung sein, war er doch nach Bremen gekommen, um Stadtentwicklung und Ökologie „zusammenzudenken“. Für ein Bauressort, wie es unter Konrad Kunick weitgehend in der alten Form wieder entstehen soll, hatte er sich nicht beworben. Auf Fragen über seine berufliche Zukunft in Bremen mag er denn auch noch keine Antwort geben.

Anders als seine Chefin Lemke-Schulte hat der Senatsdirektor nie einem Zweifel daran gelassen, daß er das Verkehrskonzept für den Bremer Osten als Hypothek aus planerischer Vergangenheit betrachtet. Ausdruck findet diese Kritik in einem Papier, daß Schulte unter seiner Dienstbezeichnung am 17. Oktober schrieb, das aber nie zum offiziellen Behördenpapier wurde. „Diskussionsbeitrag für seinen SPD-Ortsverein“, nannte gestern die Senatorin Schultes „Grundzüge eines Verkehrskonzeptes aus heutiger Sicht“.

Schulte liegt vor allem der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) am Herzen. So schlägt er vor,

-die Linien 2 und 10 bis zur Autobahnauffahrt Sebaldsbrück zu verlängern und dort einen Park&Ride-Parkplatz einzurichten.

-die Linien 5 und 6 bis zur Universität zu führen.

-eine neue Straßenbahnlinie über die Hastedter- und Habenhauser Brückenstraße bis nach Arsten zu führen.

Für die letzte Maßnahme wäre es allerdings erforderlich, die umstrittene Georg-Bitter-Straße zu bauen. Einen Ausbau der Schwachhauser Heerstraße im bisher geplanten Ausmaß hält Schulte nicht für erforderlich. Zwar soll der Concordia Tunnel vierspurig angelegt werden, der vierspurige Ausbau über die angrenzende Straßenbahnhaltestelle hinaus sei stadtauswärts nicht notwendig: „Die durch vorliegende Planungen provozierten Eingriffe in vorhandene Stadtstruktur sind nicht verantwortbar.“ Die Notwendigkeit der Beneckendorffalle, in den Planungen weit voran, steht für Schulte „in Frage“.

Immerhin: Zum Ende ihrer Amtszeit als für den Straßenbau Verantwortliche sieht auch Sentorin Lemke-Schulte neuen Diskussionsbedarf. Der Vorrang für den ÖPNV, bislang lediglich Lippenbekenntnis, soll jetzt durch konkrete Planungen festgeschrieben werden. Bis dahin soll kein Beton gegossen werden. Lemke-Schulte: „Moratorium ist das richtige Wort.“

hbk

Heute, um 16.00 Uhr veranstaltet die Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Schwachhausen“ eine Demonstration am Concordia-Tunnel. Kinder sollen ihre Laternen mitbringen. Zur gleichen Zeit diskutiert die Bürgerschaft über das Verkehrskonzept.