Haftstrafen für UDF-Mitglieder

Längster Hochverratsprozeß Südafrikas mit „milden“ Knaststrafen zwischen 12 und 5 Jahren beendet / UDF-Verfolgung geht weiter / 911 namentlich Genannten drohen Schnellverfahren  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Drei prominente südafrikanische Oppositionsführer wurden gestern in Pretoria wegen Hochverrats zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Patrick Lekota (38), Pressesprecher der „Vereinigten Demokratischen Front“ (UDF), muß 12 Jahre ins Gefängnis, während seine Kollegen Popo Molefe (36), UDF -Generalsekretär, und Moss Chikane (38), ehemaliger UDF -Schatzmeister in der Provinz Transvaal, zu zehn Jahren verurteilt wurden. Tom Manthata (48), ein Mitarbeiter des südafrikanischen Kirchenrates (SACC), wurde ebenfalls wegen Hochverrats zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt. Gegen sieben andere Anti-Apartheidaktivisten wurde wegen „Terrorismus“ eine fünfjährige Haftstrafe verhängt. Nur einer dieser sieben, der Jugendaktivist Petrus Malindi (25), muß seine Strafe verbüßen. Die anderen sechs wurden auf Bewährung freigelassen. Schwere Restriktionen verbieten es ihnen jedoch, politisch aktiv zu sein und mit der Presse Kontakt zu haben.

Mit dem Urteil ist der längste Hochverratsprozeß in der Geschichte Südafrikas zu Ende gegangen. Trotz der relativen Milde des Urteils - die Höchststrafe für Hochverrat und „Terrorismus“ ist der Tod - wird es weitreichende Folgen für die Opposition haben. In der Anklageschrift sind 911 sogenannte „Mitverschwörer“ namentlich genannt. Darunter befinden sich ANC-Präsident Oliver Tambo, SACC -Generalsekretär Frank Chikane (älterer Bruder von Moss Chikane), sein Vorgänger Pastor Beyers Naude und der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu. Auch die Namen von 50 Oppositionsorganisationen werden genannt. Die Regierung kann nun im Schnellverfahren gegen diese „Mitverschwörer“ vorgehen.

In einer Serie von Hochverratsprozessen hat die Regierung in den letzten Jahren versucht, die UDF als internen Flügel des verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) zu „entlarven“. Richter van Dijkhorst hat diesen Befund vor drei Wochen endlich geliefert. „Die Regierung und der ANC führen praktisch Krieg gegeneinander“, sagte der Richter, als er die Angeklagten des Hochverrats bzw. Terrorismus für schuldig befand. „Unter diesen Umständen waren die Absichten der UDF nicht weniger feindlich als eine verräterische Tat in einer Krieggsituation.“

24 Jahre, nachdem Mandela und andere ANC-Führer zu Lebenslänglich verurteilt wurden, wird nun die nächste Generation Oppositioneller eingekerkert.