Wissende Solidarität

■ betr.: „Betriebsversammlung der Gekürzten“, taz vom 6.12.

Notiert wird im Artikel ein Teil des Beitrags von CDU -Politiker Urban, der mit Blick auf die akademische ABM -Szene erklärte, er habe „kein Verständnis, daß in Bremen acht Prozent der Arbeitslosen 60 Prozent der ABM-Mittel verbrauchen“. Bewertet werden dann die erfolgten Reaktionen, aus der eigenen Sicht Asendopfs des ach so flotten ABM -Akademikerlebens (vgl. auch taz vom 13.9.88): „Die Reaktionen schwankten zwischen lauten Buhrufen und wissend nickenden Köpfen“. Ich möchte hier im Folgenden das Wissen der nickenden Köpfe in Frage stellen.Ist es nicht so,

-daß viele der selbstverwalteten Frauen-, Sozial-, Kultur und Bildungsprojekte gesellschaftlich wichtige und notwendige Arbeit tun; sich gerade im Lebensbereich sozial Benachteiligter engagieren, Freiräume für deren kulturelle und politische Betätigung bieten, Zusammenschlüsse Benachteiligter zur Durchsetzung ihrer Forderungen unterstützen...?

-daß sich aus den Arbeitsaufgaben in den Projekten ein höherer Prozentsatz an Akademikern zwangsläufig ergibt, da die Planung, Organisation und Durchführung von Projekten bestimmter Qualifikationen bedarf, noch dazu wo bei der ungenügenden Projektmittelförderung der geschickte Umgang mit Behörden und Institutionen bei Anträgen, Berichten und längerfristigen Absicherungen nötig ist ...?

-daß dort, wo der Einsatz von nicht akademischen ABMlerInnen möglich ist, das Arbeitsamt noch lange nicht mitspielt, mangelnde Qualifikationsprofile vom Arbeitsamt angeführt werden...?

-daß neben einer geringen Anzahl von höher dotierten ABM -Stellen die Mehrheit nach BAT 4 und schlechter bezahlt wird, einer untertariflichen Bezahlung in der taz ja wohl nicht das Wort geredet werden soll...?

-daß, gemessen am Gesamtzusammenhang, ein-oder zweijährige ABM-Absicherung auch bei AkademikerInnen zwar zu einem Lohngefälle, nicht aber dazu führt, sich privilegiert zu fühlen...?

-daß in vielen Projekten, in denen die von außen (Arbeitsamt) aufgedrückten Ungleichbehandlungen bei der Bezahlung einer projektinternen Umverteilung diskutiert wurden, dieser Diskussion aber im Augenblick der Nicht -Planbarkeit mit ABM jede Perspektive entzogen wurde...?

-daß eine, nur nach sozialen Gesichtspunkten vorgenommene Vermittlung von ABM das Aus für viele Projekte bei ungenügender Identifikation mit den Projektzielen bedeutet...?

Ich habe kein Verständnis dafür, daß Urban Zustimmung für seine Spaltungsversuche signalisiert bekommt. Denn seine Partei ist für die Einsparung gerade bei den Arbeitslosen verantwortlich.

Volker Triebold