Spiel im schlimmem Spiel

■ Das guatemaltekische TEATRO VIVO spielte, eingeladen von amnesty international, „Tropical Connection“

Aus Guatemala nach Bremen kommt der Kaffee (zu Eduscho) und das THEATRO VIVO (in den Schlachthof). Aus Bremen und nach Guatemala kommt das THEATRO VIVO seit 1980 nicht mehr. Als teatro popular war es zu einem der besten Theater Guatemalas geworden, das auf Straßen, in Fabriken und Krankenhäusern und bei Demonstrationen gegen Großgrundbesitzer, Militärregierung und Todesschwadronen spielte. 1980 sah sich die Truppe so sehr in ihrer Arbeit bedroht, daß es das Land verließ und seither durch Zentral-, Nord-und Südamerika und Europa tourt. Die brechend vollen Schlachthofbänke bewiesen, daß sich die Gruppe um die energische Carmen Samayoa in Bremen mit drei Gastspielen ein festes Publikum erspielt hat - uns Alt-Politisierte von Mittedreißig bis Endevier

zig.

In dem neuen Stück „Tropical Connection“ spielen Carmen Samayoa, Adan Sandoval und Edgar Flores eine Theatergruppe, die unter Ausnahmezustand und anonymen Todesdrohungen ein Stück probt, eben „Tropical Connection“. Das Spiel im Spiel ist die satirische Hörspielproduktion einer Seifenoper über die Haciendabesitzerin Dona Immaculada, ihre Angst vor dem Spuk, der umgeht und Land verlangt, „Tierra!“, und ihrem Freund, dem nußknackerdummen Coronel Primitivo. Guatemala hat zwar seit 1986 einen christdemokratischen Präsidenten, Cerezo, für das TEATRO VIVO aber gehört die antiquierte Ehe zwischen Großgrundbesitz und US-frommem Militär mit terroristisch geschützten Angst vor der Landarbeiterorganisation PRO TIERRA nicht der Vergangenheit an.

Das Stück wirkt irgendwie halbfertig, wie Anfang und Schluß ohne tragendes Dazwischen. Ein bißchen schade für dieses mimisch-parodistisch-musikantische Bewegungs-VIVO, das mit so wenig Sprache so verständlich ist und zu dessen Schönstem die gleich mitproduzierten Werbespots der Soapopera gehören, mit Reizauslösern in aller beFREMDlichst spanisch gewalztem Deutsch, vom Spräääy, mit dem alles funktioniersttttst, was kapputttt war.

Uta Stolle