Überwachter AStA

■ Zwei AStA-Mitglieder über ihre Rolle beim Streik

taz: Die Welle von Institutsbesetzungen an der FU ist nicht vom AStA, der offiziellen StudentInnenvertretung, ausgegangen, sondern von den einzelnen Instituten. Wie sehr seid ihr von dieser Bewegung überrascht worden?

Carsten: Überrascht worden sind wir in der Form, daß die Bewegung jetzt in einer solchen Größe hervorgekommen ist. Die Zustände hier an der Uni sind einfach so, daß da etwas hervorbrechen mußte.

Stefan: Die Leute haben kapiert, daß diejenigen, die sich bei dieser perversen 40-Jahrfeier selbst inszenieren und feiern, gleichzeitig die Uni zerschlagen. Klar ist, daß wir hier vom AStA natürlich nicht Bewegungen planen oder kalkulieren können!

In Frankfurt ist der AStA „rechts“, und die ganze Streikbewegung ist an ihm vorbeigelaufen. Hier an der FU weht auf dem AStA-Haus die rot-schwarze Fahne, und trotzdem haben sich die Studenten im „Besetzungsrat“ ihr eigenes Gremium geschaffen. Was bedeutet das für euch?

Carsten: Wir sehen uns hier nicht als „Kopf“, „Führung“ oder „Avantgarde“. Wir sind ganz klar ein Teil der Bewegung, und wir bringen unsere Vorstellungen und Diskussionen ein in die Strukturen, die die Bewegung geschaffen hat, das heißt vor allem: in den Besetzungsrat.

Konkret, welche Funktionen übernimmt der AStA im Moment, aber auch: welche übernimmt er nicht?

Stefan: Der AStA entscheidet nicht, wer mit wem spricht, keine Diskussionstermine, nicht die Forderungen, die wir herausgeben, der AStA entscheidet nicht, ob und wann es eine Demo gibt. Alle entscheidenden Punkte - wie wir zur Öffentlichkeit stehen, wie wir uns selbst organisieren und welche Forderungen wir aufstellen - delegiert der Besetzungsrat an die Vollversammlungen der einzelnen Institute. Dort wird das diskutiert und kommt zurück in den Besetzungsrat. Der Besetzungsrat ist sozusagen das höchste Koordinationsgremium.

Carsten: Was wir tun, ist, unsere Infrastruktur der Bewegung zur Verfügung zu stellen. Das heißt, daß in unserer Druckerei die Zeitung 'Besetzt‘ hergestellt wird. Bei uns im Keller steht der Fernschreiber, über den Presseerklärungen herausgegeben werden. Hier sind Schreibmaschinen, Telefone, Computer. In begrenztem Rahmen können wir auch finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Und dann machen wir hier ja seit langer Zeit inhaltliche Arbeit zur Hochschulpolitik. So gibt es von uns erarbeitete Texte, die wir zur Verfügung stellen, ohne daß wir damit unbedingt bestimmen wollen, wo es langgeht.

Interview: Bernd Hoffmann