Arafat mobilisiert Palästinenser

■ PLO-Chef fordert zum Aufstand bis zum Ende der israelischen Besatzung und Gründung des palästinensischen Staates auf / Arabische Liga bemüht sich um Beobachterstatus des Palästinensischen Nationalrats in der UNO

Nikosia//London/Jerusalem (afp/taz) - Drei Tage vor seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am Dienstag in Genf hat PLO -Chef Yassir Arafat alle Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten aufgefordert, ihren Aufstand „bis zum Ende der Besatzung und der Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates“ fortzusetzen. Israel habe sich durch seine Politik der Konfrontation international isoliert. Arafat bereitete in seiner Erklärung zum Beginn der Intifada vor einem Jahr seine Landsleute auf eine Eskalation der Auseinandersetzungen vor. Die zweite Phase des Aufstands sei von einer „Zuspitzung der Konfontration auf allen Ebenen“ gekennzeichnet, erklärte Arafat. Ein Friede könne weder ein amerikanischer, noch ein israelischer sein, sondern nur ein palästinensischer, der den Palästinensern die Rückkehr in ihre Heimat, das Selbstbestimmungsrecht sowie das Recht auf einen unabhängigen Staat Palästina mit Hauptstadt Jerusalem garantiere.

Währenddessen gab in London Arafats politischer Berater Bassam Abu Schariff seiner Hoffnung Ausdruck, die europäischen Staaten möchten Israel zu Verhandlungen über eine politische Lösung bewegen und den vor kurzem in Algier proklamierten Palästinenserstaat anerkennen.

Die Arabische Liga bemüht sich indes kurz vor der Palästinenser-Debatte in Genf darum, daß der vom Palästinensischen Nationalrat ausgerufene Staat offiziellen Beobachterstatus bei der UNO erhält, also von der UNO als Nichtmitgliedstaat anerkannt wird. Dadurch bekäme der neue Staat einen höheren Status als die PLO, vergleichbar mit Staaten wie der Schweiz, Monaco, dem Vatikan sowie Süd- und Nordkorea. In Tel Aviv attackierte Israels Premier Schamir die PLO. Deren Anerkennung Israels sei bloße Propaganda, denn Arafats „Bande organisiere weiterhin terroristische Angriffe auf unser Volk“. Verhandlungen mit der PLO schloß er aus.

Ebenfalls am Samstag beantragte Libanon eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, um den israelischen Angriff auf libanesisches Territorium vom letzten Freitag, bei dem 20 Palästinenser und ein israelischer Offizier zu Tode kamen, zu erörtern. US -Außenminister Shultz gab seinem „Bedauern“ über die Militäraktion Ausdruck.

Bei Demonstrationen am Samstag erschossen israelische Soldaten im Gaza zwei Palästinenser, womit sich die Zahl der von Soldaten oder Siedlern getöteten Palästinenser auf 302 erhöht. Während der Demonstration schossen die Soldaten außerdem Tränengas in die Menge, die der Toten der Intifada gedachte.

Zur gleichen Zeit forderten in der Innenstadt von Tel Aviv Mitglieder der Organisationen „Stoppt die Besatzung“, „Frauen in Schwarz“ sowie Bürgerrechtsgruppen den Abzug der israelischen Truppen und das Ende der Unterdrückung der Palästinenser.

A.W.