Morde „im Namen Gottes“

■ Bischof Kruse verurteilt Hinrichtungen im Iran Flüchtlinge fordern Entsendung von Beobachtern

In Berlin leben etwa 100 Iraner, von denen in der vergangenen Woche Angehörige im Iran hingerichtet wurden. In einer Pressekonferenz hat gestern der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Kruse, die über 1.000 Hinrichtungen politischer Gefangener im Iran seit dem Waffenstillstand mit dem Irak verurteilt. Die Pressekonferenz war eine der Forderungen, die die 120 in Berlin lebenden iranischen Flüchtlinge am vergangenen Montag an den Ratsvorsitzenden gerichtet hatten.

Der Politologe Bahman Nirumand sagte, daß man sich an die Kirche gewandt habe, weil im Iran „im Namen Gottes“ gemordet werde. Von den Institutionen in der Bundesrepublik und West -Berlin würde bei den Machthabern im Iran eine religiöse Einrichtung wie die Kirche ernst genommen. Neben einer offiziellen Stellungnahme von Bischof Kruse zur Menschenrechtssituation im Iran forderten die Iraner auch die Entsendung einer internationalen Beobachterdelegation in den Iran. Kruse hat den Flüchtlingen seine Unterstützung zugesagt. Außerdem soll heute ein von ihm initiiertes Treffen mit Regierungsbeamten in Bonn stattfinden.

Die Iraner fordern ferner, daß die Voraussetzung dafür geschaffen werden müßte, daß jedes Land der Welt, bevor es ökonomische oder kulturelle Beziehungen mit dem Iran aufnehme, auf das Ende der Hinrichtungen und die Wahrung der Menschenrechte im Iran dringe. Die Zahl der Hinrichtungen hätte ein Ausmaß erreicht, daß - so Nirumand -, selbst wenn es zum Jahrestag der Revolution im März 1989 eine Amnestie gebe, sie sinnlos wäre, da die Gefängnisse schon jetzt fast „leergeschossen“ seien.

E.K./epd