Olympisches Schweigen

■ Zur Meldung vom möglichen Bau olympiafähiger Sportanlagen in Ost-Berlin hielten sich Sportfunktionäre bedeckt / Vorsicht bei Ost-West-Olympia 2004

„Das ist ja eine Riesensensation“, so kommentierte Peter Krahe, der Geschäftsführer des 1983 gegründeten Vereins „Berlin - Olympiastadt“, die 'dpa'-Meldung, daß die DDR in Ost-Berlin eine Sportpalast-ähnliche Mehrzweckhalle und ein großes Sportstadion bauen will (siehe Bericht auf Seite 7).

Krahe, dessen Verein sich zum Ziele gesetzt hat, die Olympischen Spiele 2004 nach Berlin zu holen, sieht in dieser Ankündigung „die Überbrückung eines Meilensteins auf dem Weg, den olympischen Geist in die geteilte Stadt zu bringen“. (Gedopter Geist? - d.S.) Das war die euphorischste Äußerung, die gestern zu diesem Thema zu bekommen war.

Viel gedämpfter erklärte Manfred von Richthofen, Präsident des Landessportbundes (LSB): „Die DDR hat sich offiziell bisher ja immer dagegen gewehrt, ihre Pläne in Zusammenhang mit der Olympiade 2004 zu bringen.“ Klar sei, so Richthofen, daß sich seit der Öffnung der UdSSR auch ein Umbruch in der DDR abzeichnen könnte. „Insofern bin ich über die Entwicklungen nicht besonders überrascht.“ Der LSB -Präsident: „Korea hat gezeigt, daß es rechtlich unmöglich ist, die Spiele in ein geteiltes Land zu vergeben.“ Weiter verwies Richthofen darauf, daß „auf höchster Ebene bereits seit zwei Jahren Gespräche stattgefunden“ hätten. „Doch deren Inhalte sind auch für mich vertraulich.“

Willi Daume, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, mochte sich gestern zu diesem Thema nur dahingehend äußern, daß er sich freue, wenn in der DDR große Sportanlagen entstehen würden. Ansonsten: „Kein Kommentar. Da könnte viel kaputt gehen.“ Daume gilt als einer der großen Hintermänner in Sachen „Olympia 2004 in Berlin“. Vor einem Jahr hatte Daume gesagt, daß er zur „Entwicklung dieser Idee“ gerne beitragen wolle und eine Vergabe an Berlin „absolute Priorität“ vor anderen Bewerbern, nicht nur aus der Bundesrepublik, hätte.

Aus dem Senat war gestern keine Stellungnahme zu bekommen. Der Pressesprecher von Schul- und Sportsenatorin Hanna -Renate Laurien, die sich zur Zeit in Israel aufhält, konnte nur darauf verweisen, daß seine Chefin „nicht zu ererichen“ sei.

Hans-Jürgen Kuhn, der sportpolitische Sprecher der AL, stellte klar: „Seitdem sich Reagan vor das Brandenburger Tor gestellt und sich dort quasi für Olympia in Berlin ausgesporchen hat, ist mir klar, daß an der Geschichte etwas dran sein muß. Komisch ist nur der Zeitpunkt, an dem die DDR Informationen über ihren Sportstättenbau herausgibt.“

hosch