piwik no script img

Die Uni ging baden

Erstes deutsches Swim In im Frankfurter Rebstockbad  ■  Aus Frankfurt Heide Platen

„Aufruhr, Widerstand! Das Schwimmbad ist in unsrer Hand!“ schallte es lauthals aus den Kehlen von mehr als hundert SchwimmerInnen im Badegewand. Dann platschten sie gemeinsam ins Wasser. Ein Nackerter war auch dabei. Lila und blaue Luftballons tanzten auf den Wellen beim ersten bundesrepublikanischen Swim In.

„Die Uni geht baden“ stand auf einem Transparent, und beinahe wäre auch die Aktion der Frankfurter StudentInnen baden gegangen. Als sie am Sonntagnachmittag das luxuriöse Rebstockbad (Erholung, Entspannung, Spaß und Geselligkeit unter Palmen ...“) am Frankfurter Stadtrand besetzen wollten, stand da bereits der Leiter des Sport- und Badeamtes bereit. Und der wollte Eintritt (neun Mark für drei Stunden, Studenten zahlen vier Mark und zehn). Als „Bade-Kappen“ beschimpfte ein Student die Kommilitonen, die brav ihre Börse zückten. Amtsleiter Gustav Hofmann beharrte: „Vier Mark und zehn, Herr Professor!“ Die StudentInnen berieten und berieten und kamen zum Kompromiß: Sturm auf die Kasse und Zahlung einer Mark pro Person, denn „Wir wollen ja nichts umsonst!“

Der „Schwimmkurs“, den die Aktionisten vor den Augen der staunenden Bademenge abhielten, geriet zum ausgelassenen Geplantsche. Jemand, der das Ganze im Griff haben wollte, ordnete an: „Wir schwimmen wohlgeordnete Bahnen!“ um dann im allgemeinen Gehaspel nur noch verzeifelt zu fragen: „Wo sind denn die Bahnen? Wo?“ Amtsleiter Hofmann stellte fest: „Die amüsieren sich ja auch noch!“ Das taten sie eine Stunde lang, dann gingen sie wieder mit einem freundlichen: „Wir bedanken uns!“ Zurück blieben die Flugblätter, auf denen die StudentInnen, vorwiegend aus dem Fachbreich Sport, eine bessere Ausbildung forderten, damit sie „qualifizierte Fachkräfte“ werden können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen