Berliner Streetworker gegen Nikotin

■ Anti-Raucher-Kampagne: In Spandau ziehen zwölf Vor-Ort-Kräfte durch die Kneipen

Berlin (taz) - „Wenn ick rooche, dann rooche ick!“ Mit diesem übersichtlichen Statement wurde am Samstag abend eine junge Studentin konfrontiert, die mit einem ungewöhnlichen Auftrag durch die Kneipen im Berliner Bezirk Spandau zog: Sie soll Raucher zum Aufgeben motivieren.

Insgesamt zwölf Streetworker hat das Bundesgesundheitsamt (BGA) seit letzten Samstag vor Ort im Einsatz. Neben den Spandauer Kneipen besuchen sie auch Kantinen, um dort Nikotinabhängige zu agitieren. Die Kampagne läuft als bisher einmaliges Versuchsmodell bis zum Ende des Jahres im Rahmen der „Deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie“.

Die Streetworker sind auf der Suche nach jener Raucherspezies, die „sich innerlich schon auf dem Absprung befindet oder einschränken will“, so Claus Rietzschel vom BGA. „Wir wollen die Raucher nicht verteufeln“, versichert Rietzschel, sondern „Ausstiegshilfen geben“.

Neben gelegentlicher Anmache der überwiegend weiblichen Anti-Raucher-Kräfte, die von einigen Kneipengästen mit allzu offenen Armen empfangen wurden, waren die Reaktionen „überwiegend freundlich“. Die Fragebögen über das eigene Suchtverhalten seien bereitwillig ausgefüllt worden. Aber auch auf aggressive Anpöbeleien sind die Streetworker in psychologischen Kursen und Rollenspielen vorbereitet.

Mit Beginn dieser Woche ist ein zusätzliches Begleitprogramm zum Kneipen-Einsatz angelaufen. Wer aussteigen will, erhält über eine Beratung weitere Unterstützung und kann sich eine persönliche Entwöhnungsstrategie auswählen. Von Akupunktur bis Autogenes Training, vom Zehn-Tage-Schnellkurs bis zur Zehn-Wochen -Therapie reicht das Angebot. Das Spandauer Team sieht sein Modell als Experiment ohne Erfolgsdruck. Nur mit Streetworkern könne man die Raucher direkt ansprechen und so unmittelbar „einen Motivationsschub auslösen“.

man