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Debatte?-betr.: "Debattenseiten", taz vom 7./8.12.88

betr.: „Debattenseiten“

vom 7./8.12.88

Das nennt Ihr also mittlerweile eine Debatte. Ich bin doch etwas erstaunt über diese, Eure Art der Konfliktbereinigung. Bei der einhelligen Meinung auf den letzten beiden Debattenseiten verdichten sich viele ungelöste Fragen zu einem konkreten Verdacht. Wolltet Ihr Euch eigentlich mit diesen externen Beiträgen reinwaschen? Und von welcher Schuld? Wo bleibt bei dieser ganzen Geschichte die inhaltliche Auseinandersetzung? Die fehlt meines Erachtens völlig.

Merkwürdig erscheint auch, daß sich die Betroffenen selbst noch nicht zu Wort gemeldet haben. Die wenigen „Verteidigungsartikel“ fielen fast sämtlich etwas unbeholfen und unglücklich aus. Nimmt man alle Indizien zusammen, scheint der Kündigungsgrund für die beiden Redakteurinnen weniger in ihrer Verfehlung zu bestehen als vielmehr in ihrer Verweigerung. Doch dieses Verhalten ist menschlich gesehen vielleicht gar nicht so unverständlich. Ich habe die Debatte doch sehr aufmerksam verfolgt und der Kündigungsantrag wurde meines Wissens recht früh ausgesprochen. Welche Möglichkeit blieb den Betroffenen denn noch, sich zu äußern? Jede Rechtfertigung hätte die beiden doch noch tiefer in den Sumpf gedrückt und mit einem öffentlichen „mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“ wäre kaum etwas gewonnen außer einem halbwahren Lippenbekenntnis.

Der ganze persönliche Müll, den Ihr vor Eurem historischen Plenum seitenweise im Blatt ausgegossen habt, war schon ärgerlich genug, doch die letzten vier Beiträge sind an Unerträglichkeit eigentlich kaum mehr zu überbieten. Wenn Ihr Euch doch alle so einig seid, warum müßt Ihr Euch auch noch von außen auf die Schulter klopfen lassen? Und warum laßt Ihr zu, daß diese Leute den Geschaßten auch noch Dreck hinterher werfen?

Besonders widerlich fand ich den Beitrag von Pieke Biermann. Sie schwingt sich mit einer Overkill-Prosa zur Sprachwärterin auf, daß mir prompt das Lesen vergeht. Die selbsternannte Kämpferin gegen alle möglichen verbalen Ismen verwendet selbst eine Sprache, der es an jeglicher Sensibilität und Differenziertheit mangelt.

Abgesehen davon wundert es mich, warum Ihr einen derart überdimensionalen Leserinnenbrief zum taz-Journalismus insgesamt als Debattenbeitrag etikettiert. (...)

Barbara Hesse, Berlin 61

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