McRenger und die krebskranken Kinder

Die Bundestagsvizepräsidentin wirbt als Aufsichtsrätin der „Ronald McDonald Kinderhilfe“ für ein „Sozialprojekt“  ■  Von Petra Bornhöft

Berlin (taz) - „Das hat mit Werbung so nix zu tun“, versichert das Büro der Bundestagsvizepräsidentin Annemarie Renger - und schiebt am nächsten Tag nach: „Aber etwas unangenehm ist es uns schon aufgestoßen.“ Die SPD -Politikerin übernahm das „Ehrenamt“ der Aufsichtsratsvorsitzenden der „Ronald McDonald Kinderhilfe“. Dies teilte die „Public Relations GmbH“, Bonn, mit. Hauptauftraggeber: „McDonald's Deutschland“.

Aufgabe der gemeinnützigen Kinderhilfe GmbH ist die Errichtung von „Ronald McDonald Häusern“. Darin können Eltern wohnen, während deren krebskranke Kinder in einer Klinik behandelt werden. In den USA, Österreich und den Niederlanden existieren etwa 115 dieser Häuser. Nach Gießen soll nun auch in Kiel ein „Ronald McDonald Haus“ in „Verwaltung freier Elterninitiativen“ entstehen. Finanziert wird das von den Eltern und Spenden des Hamburger -Imperiums.

Unverhohlen nutzt der Fast-Food-Gigant das Projekt zur Werbung. Nicht nur daß die PR-Firma es schafft, den Namen neunmal in 28 Zeilen zu plazieren. Im Briefkopf prangt das „Warenzeichen“ der Kinderhilfe: Eine große Hand mit Handschuh umfaßt eine kleine Hand. Unübersehbar klebt das Firmenemblem „M“ auf dem Handschuh. Dieses „Logo“ stehe in den USA, so schwärmt ein Mitglied des von McDonald's dominierten Aufsichtsrates der Kinderhilfe, als „Symbol für Kinderfreundlichkeit“.

Angesichts des sozialen Engagements des Fraß-Multis verwundert es nicht, daß der Konzern nun auch sein Herz für den bedrohten Tropenwald entdeckt haben soll. Gut informierte Kreise aus dem Bonner Entwicklungshilfeministerium BMZ steckten der taz, McDonald's wolle in Brasilien ein Reservat für den tropischen Regenwald kaufen, hegen und pflegen.

Um nähere Auskunft gebeten, erklärte die PR-Agentur in Bonn: „Hm, davon haben wir noch nichts gehört. Aber die McDonald's-Erbin Joan Kroc profiliert sich als Unterstützerin sozialer und umweltpolitischer Initiativen. Wissen Sie Näheres?“ Nein, leider nicht. „Hm, eigentlich arbeitet McDonald's nach der Philosophie: 'Wir verkaufen Hamburger, davon verstehen wir was, alles andere machen wir nicht'“. Das Nachdenken knirscht durch die Leitung, bevor der PR-Mann fortfährt: „Also, entschuldigen Sie, ein Naturschutzpark für den Tropenwald - das wär ja eine zynische Aktion.“

Also, derart boshafte Ideen läßt sich die taz nicht unterstellen. Und Frau Renger läßt unterstreichen, daß ihre „Liebe zu McDonald's so groß nicht ist“. Die Dame verweigerte sich dem Konzern-Ansinnen, eine Fritten-Bude im Regierungsviertel aufzustellen.