■ UNI – TAT: NEUE NACHRICHTEN
Für die Fortsetzung des Streiks haben sich in einer Urabstimmung die Jurastudenten der FU ausgesprochen. 72 Prozent der Anwesenden stimmten für den Streik. Das Ergebnis wurde in einer geheimen Urnenwahl ermittelt.
Nach Angaben eines studentischen Sprechers haben sich gestern zwei Professoren und drei Dozenten der medizinischen Fakultät per Prügelmethode Zugang zu Kurssälen verschafft. Die rabiaten Mediziner hätten zwar keinen Erste-Hilfe-Koffer für ihre Opfer parat, dafür aber fünf Studenten. Profs und Streikbrecher schlossen sich daraufhin ein.
Im „Fischbüro“ in der Köpenicker Straße 6 findet morgen ein autonomes Seminar der FU-Philosophie-Studis statt. Um 20.30 Uhr soll über „Ästhetik und Schönheit“ philosophiert werden. Ein Lehrbeauftragtentreffen gibt's heute um 11.45 Uhr für alle Betroffenen der FU. Veranstaltungsort ist der Raum J2928 in der Rostlaube.
Der Akademische Senat der HdK unterstützt die Studis in ihren Aktionen. Angesichts der Hochschulgesetzgebung, der Arbeitsmarktlage und der finanziellen Situation der Studenten seien die Forderungen berechtigt. Der AS bietet den Studenten deshalb seine Zusammanarbeit bei der Analyse insbesondere auch der innerhochschulischen Situation an. Außerdem sollten alle Lehrenden der HdK die Forderungen mit ihren Studenten diskutieren und diesen keine Nachteile aus den notwendigen Streikaktionen entstehen lassen, so das Gremium.
Für gerechtfertigt halten auch die Profs des Fachbereichs Altertumswissenschaften die Proteste der Studenten. Der stetige Abbau von Mittelbau-, studentischen Hilfskraft- und Dienstkraftstellen sowie die überproportionale Zunahme der Studentenzahlen habe zu einem Mißverhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden geführt. Außerdem sei es durch die Lehrmittelknappheit zu Engpässen und Lücken in besonderen Sammelgebieten gekommen.
Solidarisch mit den studentischen Forderungen zeigt sich auch der Fachbereichsrat der Wirtschaftswissenschaften an der TU. Der Numerus clausus im Fach Betriebswirtschaftslehre müsse so schnell wie möglich aufgeschoben werden, weil dadurch Bundeswehrabsolventen bevorzugt zum Studium zugelassen werden müßten.
Der Bund Freiheit der Wissenschaft hat's erkannt: Wie seit 1968 nicht mehr, seien die Berliner Universitäten zu rechtsfreien Räumen geworden. Angeblich sei die FU noch immer in der Hand von Linksradikalen, die die schlechte Studiensituation zu „Solidarisierungseffekten“ ausnütz ten. Der reaktionäre Bund fordert daher: Hier muß aufgeräumt werden. NoFU-Professor Schwan ist Mitglied in diesem Verein.
Auf einen „Kurzschluß“ mit Radio Populare in Mailand haben es die Studis am OSI-ISI ankommen lassen. Der Funkspruch: Die italienische Arbeiterklasse finden die Studi-Aktionen einfach grandioso!
Christine Berger
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