Dat winachtet banich

■ Das Weihnachtskonzert der „Godewind“ ließ unseren Kritiker vor lauter Feststimmung ganz dummdaddelich werden

Wie schwer ward dat Kinnerherz, wen dat nix to Winachten gevt? Wie duster ist der Winter int Watt? Woher hat de Schnee sin Farb? Und ganz wichtig: Wann hem wi endlich wieder weiße Winacht? Das sind die wichtigen Fragen zu dieser Zeit, wo wir uns alle besinnen sollten auf „all dat, wat schön is“, und am Freitag in der vollbesetzten Glocke konnte man auch gar nicht anders: Alles war festlich herausgeputzt, in Foyer lief ein Weihnachtsmann herum, auf der Bühne stand ein prächtiger Tannenbaum, auch das Publikum war in den Sonntagssachen erschienen, alles war ganz allerliebst.

Und die Jungs und Deerns von Godewind warn denn auch schön angezogen und richtig festlich aufgelegt. Zwei Stunden lang haben sie Weihnachtlieder gesungen, und das waren nicht die, wo jeder kennt, sondern eigene, plattdeutsche. Aus allem, was einem zu Weihnachten so einfällt, haben sie einen Reim und eine Melodie gezimmert: Am ersten Advent darf man endlich dat erste Licht anstecken. Was steht auf dem Wunschzettel? Lustiger Schabernack beim Julclub und Vader stürzt sich auf dem Weihnachtsmarkt sofort auf den Punsch. „Genau wie Onkel Fidi“ hat man da immer wieder gedacht, wenn einer der netten Herren auf der Bühne sich als goldiger Sabbelbüddel entpuppte und Dönkes von dem Weihnachten erzählte, daß wir ja alle so gut kennen und lieben. Da kommt dann die Oma zu Weihnachten zu Besuch, lamentiert über den Plastikbaum und macht mit Lammeta alles wieder gut.

Die Nöte des Kindes beim Ge

dichtaufsagen werden nicht vergessen, auch von der Weihnacht auf See wird gesungen und darüber, daß zu Advent jede Woche eine Kerze mehr angezündet werden darf. Ich glaube nicht, daß sie irgend etwas Weihnachtliches übersehen haben, und das Wort Weihnachten wurde so oft gebraucht, daß die Gruppe gute Chancen hat, ins Buch der Weltrekorde zu kommen.

Die fünf plattdeutschen Goldkehlchen sind dabei noch ganz jung, man mag garnicht glauben, daß sie schon seit 9 Jahren jedes Jahr eine Weihnachtstour machen. Aber weil sie nun mal so jung sind, hatten sie allerhand modischen Tüddelkram mit auf der Bühne. Allerhand Scheinwerfer, zwei elektronische Klaviere und Nebel haben sie auf der Bühne gemacht, da konnte man ja schon ein bißchen Angst kriegen. Aber die Scheinwerfer haben ganz schönes Licht gemacht, mal den Sternenhimmel an der Decke, dann war alles Lila und als es richtig christlich wurde, strahlten die Lichter von der Bühne gen Himmel. Und die modernen Klaviere hörten sich manchmal an wie der Sturm, denn wie die Orgel bei uns in der Kirche oder wie die Posaunen von Petrus. Technik ist doch was Schönes.

Und als es denn so feierlich wie beim Gottesdienst war, als die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel auf Platt vorgelesen wurde, da leuchtete wohl im Herzen aller Zuhörer das Licht der Weihnacht, und ich wünsche allen Lesern, daß sie zu Heiligabend solch erhabene Gefühle empfinden, wie wir glücklichen Schafe bei dem Konzert von Godewind.

Willy Taub sen.