Eisprinzessin blieb auf dem Thron

■ Alles wie gehabt: Claudia Leistner Deutsche Meisterin im Eiskunstlauf / Punktrichter hatten kein gutes Händchen bei der Notenvergabe / Tränen bei Kielmann und Wolff / Buh-Rufe aus dem Publikum

Claudia Leistner, die alte und neue Deutsche Meisterin im Eiskunstlauf, stand nach ihrer Kür freudestrahlend in den Katakomben der Weddinger Erika-Hess-Halle. Natürlich sei sie zufrieden, haspelte die 23jährige Mannheimerin, noch immer außer Atem, in die Mikrophone der Fernseh- und Rundfunkanstalten.

„Obwohl ein dreifacher Sprung nicht so ganz geklappt hat, kann ich im Hinblick auf die Europameisterschaft optimistisch sein.“ Und dann passierte es. Aus der Halle gellten Pfiffe und Buh-Rufe. So laut, daß Claudia Leistner nicht mehr zu hören war. Und plötzlich rannte der Grund der Unmutsäußerungen völlig aufgelöst an den Kamera-Teams vorbei, verschwand in einer Umkleidekabine und begann ein Tränenszenario, das seinesgleichen sucht. Was war geschehen?

Marina Kielmann (Dortmund) hatte aus eigener Sicht und nach dem Geschmack des Publikums die beste Kür des Abends gelaufen - und wurde dafür von den KampfrichterInnen gnadenlos runtergenotet. Während Claudia Leistner im Durchschnitt eine gute 5,8 bekam, hieß es bei der Kielmann durchweg 5,5. „Eine totale Frechheit, wie die mich benotet haben“, sagte die 20jährige Studentin später, als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, „aber die werden schon wissen, warum sie das gemacht haben.“

Damit spielte die Dortmunderin auf die Tatsache an, daß ein zweiter Platz wichtig für die Teilnahme an den Europameisterschaften gewesen wäre.

Tiefe Enttäuschung erlebte auch die Berlinerin Carola Wolff, die nach der Pflicht und dem Kurzprogramm noch auf dem zweiten Platz gestanden hatte. Bei der Kür patzte sie zweimal und fiel hin. „Heute war einfach nicht mein Tag“, kommentierte die Wolff.

Somit war der Weg frei für Patricia Neske von der Düsseldorfer EG. Mit ihrem zweiten Rang sicherte sie sich höchstwahrscheinlich das Ticket zur nächsten Europameisterschaft.

Ergebnisse Männer: 1. Richard Zander, 2. Daniel Weiß, 3. Oliver Dechert

hosch