Iljuschin

■ Statt Päckchen in die Zone eine Gabe für Armenien

Alle haben sie gespendet: die West-BerlinerInnen die Fracht, die Arbeiter ihre Löhne für das Beladen der Maschine, die Flughafengesellschaft die Lande- und Startgebühren. Und für den behördlichen Knüller sorgten die Alliierten, die so humanitär waren, das Flugzeug überhaupt nach Tegel zu lassen. Am Samstag abend flog sie dann endlich nach Armenien ab, die Aeroflot-Iljuschin, nachdem stundenlang unklar war, wann sie von Schönefeld herüberkommt. Wer etwas gegeben hatte und den Dauerbrenner übers Wochenende in den Nachrichten verfolgte, konnte sagen: Meine Spende ist dabeigewesen.

Die Aktion hätte rührend bleiben können. Doch von Bescheidenheit keine Spur – dank der Medien, die noch jeder Apotheker-Kanüle eine Sondersendung widmeten. So bot sich schließlich in den letzten Tagen eine einzigartige Möglichkeit, sich von alten Kleidern, Medikamenten und Decken zu trennen.

Der Kalte Krieg ist vorbei, und Gorbatschows Neues Denken eröffnet neue Wege, den westlichen Überfluß zu beweisen. Zuerst gingen die Care-Pakete nach Berlin, dann die Päckchen in die Zone, und jetzt ein ganzes Flugzeug voller Gaben in den Kaukasus. Dabei paßten noch nicht einmal alle Spenden hinein.

Seinen Höhepunkt erhielt dieser Systemvergleich durch die Zwischenlandung in Schönefeld: Der „normale“ Flugbetrieb, erfuhren wir schnell, war am Samstag nur leicht behindert es muß wohl an der veralteten Technik der Iljuschin gelegen haben. Mit Airbus wär' das nicht passiert.

Dietmar Bartz