Unbelehrbar

■ Jeninger würde seine Rede wieder so halten

Berlin (taz) - Der zurückgetretene frühere Bundestagspräsident Jenninger hat seine Rede zum 50.Jahrestag der anti-jüdischen Pogrome erneut verteidigt. Vor dem katholischen Studenten-Verein Arminia in Bonn sagte Jenninger, er stehe zu jedem Satz seiner Rede, und er würde sie nochmals halten.

Jenninger erklärte erneut, daß die Wahrheit auf den Tisch müsse und die grausamen Formulierungen als Beschreibung einer grausamen Zeit dienten. Gleichzeitig fiel er aber in die bekannte Einmal-muß-Schluß-sein-Rhetorik zurück.

Jenninger wörtlich: „Manche wollen, daß die Deutschen bis in alle Zeit in der Anklage-Situation stehen“. Aus diesem Zustand „müssen wir herauskommen“.

Jenninger sagte, er sei das Risiko dieser Rede eingegangen, obwohl es gewußt habe, daß dies „ein Husarenritt ist“. Er glaube auch, daß er an diesem Tag rhetorisch nicht besonders gut gewesen sei. Nach den Zwischenrufen habe er erwogen, die Rede abzubrechen, allerdings seien einige der Zwischenrufe inszeniert gewesen und nicht Ausdruck spontaner Empörung.

Den größten Teil seiner Rede will Jenninger selbst geschrieben haben. Schon im August habe er mit der Arbeit begonnen. Jüdische Freunde hätten ihm dabei geraten, offen zu reden und auf die üblichen Phrasen zu verzichten. Den Begriff „Faszinosum“ habe er bei Churchill gefunden.

-man