Wirtschaft-betr.: taz vom 14.12.88

betr.: taz vom 14.12.88, Seite 8

Wirtschaft, wer weiß das nicht, ist ein steiniger Acker. Und immer gibt es Menschen, die es besser wissen und sich einmischen, wie zum Beispiel die Steine vom Acker entfernt werden können.

Also: Eure Wirtschaft gefällt mir nicht. Der Artikel über die spanische Wirtschaft, dargestellt am Beispiel eines wirtschaftlich „erfolgreichen“ Juristen, geht meilenweit an meinen Vorstellungen über eine Beschreibung der ökonomischen Beziehungen/Strukturen/Verhältnisse in einem Land vorbei.

Auch bei dem Artikel über „Eurocard schlägt zurück“ weiß ich nicht, was der Autor eigentlich damit sagen will. Soll es eine Reflexion über den Kreditkarten-Markt in der BRD sein oder eine Erklärung für die Marketing-Maßnahme eines einzelnen Geldinstituts?

(...) Mein Eindruck ist sehr oft, daß hier jemand schreibt, der Wirtschaft ziemlich geschichtslos begreift. Die Vorgänge in der Wirtschaft werden nach meinem Gefühl immer nur blitzlichtartig wahrgenommen, nach dem Motto: Verdammt, ich muß wieder mal was zur Wirtschaft schreiben. Was nehme ich denn?

Fakten, Daten und Einschätzungen wirken immer, wie aus dem Zusammenhang gerissen. Ein Beispiel hierfür ist „Falscher Alarm bei VW“. Irgendwie ist ja alles richtig, doch so richtig werden die einzelnen Fakten und Strategien im VW -Konzern (Vorstand versus Betriebsrat) eigentlich nicht deutlich. Ist es denn nicht richtig, daß bei rückläufigem Umsatz und Gewinn die kostenträchtigen Posten (Arbeitnehmer) reduziert werden müssen? Und ist es nicht richtig, daß der Betriebsrat hier gegensteuern möchte? Oder ist das Verhältnis Umsatz/Gewinn gegenüber den Arbeitsplätzen nicht vielleicht doch abhängig von anderen Bedingungen? Ähnliche Fragen drängen sich mir beim „Spanien-“ und beim „Eurocard -Artikel“ auf.

Mein Rat: Denkt doch noch mal darüber nach, was Ihr wirklich mit der Wirtschaftsseite machen wollt. Welche Informationen sollen die Leser denn wirklich erhalten? Ich denke mir, gerade, weil Ihr nicht regelmäßig über die Wirtschaft berichten könnt, ist es angebracht, stärker auf den Kontext eines spezifischen Falles zu achten.

Edgar Thamm, Würzburg