coop-Vorstand gefeuert

■ Kündigungen „aus wichtigem Grund“ / Personenkarussell und frisches Geld für maroden Handelsriesen

Berlin (taz) - Den überaus desolaten Zustand des Handelsriesen coop hat dessen Aufsichtsrat am Samstag quittiert: dem gesamten Vorstand wurde „aus wichtigem Grund“ gekündigt. Vorstandschef Bernd Otto war bereits Ende November zurückgetreten.

Ausschlaggebend war ein Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „Treuverkehr“ über die Arbeit des Vorstandes, der dem Konzern Schulden zwischen drei und fünf Milliarden Mark beschert hat, die zudem in einem unübersichtlichen Gestrüpp von Firmenverflechtungen verborgen waren. Besonders erbost soll der Aufsichtsrat jedoch über Prämienzahlungen von je 1,5 Millionen Mark für das abgelaufene Geschäftsjahr gewesen sein. Mit den Kündigungen seien auch überaus vorteilhafte Pensionsregelungen für die coop-Vorständler infragegestellt, wußte die 'FAZ‘ gestern zu berichten.

Der Vorstand soll am Donnerstag neu besetzt werden; Namen wurden noch nicht bekanntgegeben. Bis dahin soll auch der Vorsitz des Aufsichtsrates endgültig vergeben sein. Die vier Auslandsbanken, die jetzt 72 Prozent der coop-Aktien halten, haben dem Ex-Bundeswirtschaftsminister und früheren Chef der Dresdner Bank, Hans Friderichs, das Kontrollamt angetragen. Darüber will Friderichs, auch Aufsichtsratschef des Airbus -Konsortiums, bis Donnerstag entscheiden.

Die vier Banken (die niederländische Amro-Bank, der Schweizer Bankverein, die US-amerikanische Security Pacific und die Svenska Handelsbanken), die allesamt große coop -Kredite in den Büchern stehen haben, gaben außerdem grünes Licht für frisches Geld. Das Aktienkapital wird um 75 Millionen Mark erhöht, außerdem wird eine Wandelanleihe über 500 Millionen Mark aufgelegt, deren Anteile später in Aktienkapital umgewandelt werden können.

diba