Gute und böse Ausländerfeinde

In Norwegen gibt es zweierlei Ausländerfeinde: Die einen sind gesellschaftsfähig. Zu ihnen gehört Carl I. Hagen und seine Fortschrittspartei. Sie halten sich an die landeseigenen Spielregeln norwegischer Politik und fordern ihr „Ausländer raus“ stets nach einem Bekenntnis zum Sozialstaat.

Zur zweiten - unfeinen - Sorte Ausländerfeinde zählen der ehemalige Seemann Arne Myrdal und seine etwa 500 Mannen zählende „Volksbewegung gegen Einwanderung“. Ihr Ziel: ein ausländerfreies Norwegen. „Wir respektieren das Recht anderer Völker, ihre Kultur ungestört zu entfalten, und das gleiche verlangen wir für uns“, so Myrdals Programm. Als Myrdal Anfang Oktober ankündigte, notfalls auch mit bewaffneten „Kampfgruppen“ gegen die - bereits reichlich restriktive - Ausländerpolitik der sozialdemokratischen Regierung vorzugehen, zeigten sich die Fortschrittspartei und der Rest der öffentlichen Meinung „schockiert“. Bewaffneten Extremismus hatte es in den letzten 200 Jahren in Norwegen nicht gegeben. In den Fernsehnachrichten vom 15.Oktober dann der „Beweis“: Ein Abtrünniger der „Volksbewegung gegen Einwanderung“ meldet sich bei der Polizei mit einer Revolver- und zwei Schrotpatronen, die er im Auftrag der „Bewegung“ bei einem Kontaktmann abgeholt haben will. Trotz landesweiter Fahndung blieben diese drei Schuß bis heute die einzigen Indizien für Myrdals Kampfplan. Landesweite Empörung und Demonstrationen gegen diesen schlichten Rassisten und seine Gefolgsleute halten unterdessen an. In ihrem Windschutz segelt die Fortschrittspartei auf Erfolgskurs: Nach einem kurzen Tief konnte sie sich in den letzten Meinungsumfragen prompt wieder auf runde 15 Prozent steigern.

Gunnar Köhne