Herbert Burda rief...

■ ...und alle, alle kamen

(Bambi-Verleihung, 18.12., 20 Uhr, ZDF) Bei der diesjährigen Verleihung der 13 Bambis des Burda-Verlages sollte neben K.T. Witt auch der Achter ein Rehlein bekommen. Wir bekamen es auch, und der Abend hielt, was der Name 'Burda‘ ('Bunte‘, 'Bild und Funk‘) versprach. Es war so schön, ich muß es, auch auf die Gefahr hin, nicht mehr eingeladen zu werden, einfach erzählen.

Münchens Schicki-Micki-Szene, Mitte-bis-Rechts-Politiker, Film- und Fernsehsternchen, jede Menge anderer Prommis und solche, die irgendetwas vom Aufgezählten werden wollen kurz, alle sind da. Der Anlaß ist egal - in erster Linie feiert man sich selbst. Die Garderobe der aufgedonnerten Grazien - fast nur überdurchschnittlich hübsche Aushängeschilder ihrer wahnsinnig wichtigen Gatten -, das opulente Mahl von Feinkost-Käfer (der Hauptgang schmeckte nach Maggi), der gespendete Schampus, der in Strömen fließt

-es gilt das unausgesprochene Motto „Dekadenz statt Dezenz“. Trotzdem schlemmt es sich völlig ungeniert, denn man befindet sich ja auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Schon auf dem Einladungsschreiben hatte jeder der Gäste die Wahl, per Kreuzchen 500, 1.000, 2.000 Mark oder mehr (freies Feld) für die Marianne-Strauß-Stiftung zu spenden.

Die Tochter der Verstorbenen, Monika Hohlmeier, erklärt, wozu das Geld verwendet werden soll. Die Sozialgesetzgebung der Bundesrepublik sei zwar ausreichend und gut. Aber es gäbe halt immer noch Leute, die durchs soziale Netz fallen, und da helfe dann die Stiftung; nicht immer nur mit einem Scheck, auch mal mit einem Lächeln. Na toll! Warum Sozialgesetze verbessern, wo es doch die Marianne-Strauß -Stiftung gibt. Es war schon immer etwas Besonderes, erst wegzunehmen und dann wiederzugeben, und manch Träne rollt angesichts von soviel eigenem Großmut über die Kluncker.

Die gespendeten 175.000 Mark reichen jedenfalls dicke, um Gewissensbisse (angesichts der Prasserei) und eventuell aufkommende Zweifel am obigen Erklärungsmuster von Armut gar nicht erst aufkommen zu lassen. Das Thema Wohltätigkeit ist für die Festbesucher damit aber auch gebongt, und so gucken die Betonfraktionisten Wörner und Boenisch sich ganz böse an, als Rita schon wieder anfängt. Die frischgekürte Parlamentspräsidentin verkündet nämlich per Video, sie wolle das gerade erhaltene Bambi gegen Spenden für die Aidshilfe vermieten.

Loswerden wollten auch Schwarzwaldarzt Wussow und Plappermaul Gottschalk ihre Bambis, allerdings nicht für einen guten Zweck. Ihnen stinkt vielmehr, daß die Burdagazette 'Bunte‘ zu sehr aus ihrem Privatleben plaudert. Sie gaben die Bambis kurzerhand zurück. Stören tut's kaum einen der Gäste. Nur Kati Witt leistet sich als letzte in der Reihe der Preisträger ein „starkes Stück“ (O-Ton Festbesucher). Sagt sie doch etwas gehemmt, sie freue sich, „zur Popularität des Eiskunstlaufens auch in Ihrem Land“ beigetragen zu haben. In „Ihrem“! Die undankbare Sozialistin hat wohl immer noch nicht begriffen, daß sie „unsere“ Eisprinzessin ist!

Glücklicherweise ist nach der Verleihung mehr Freizügigkeit angesagt. Samantha Fox steht auf dem Programm. Doch die hüpft und schreit zwar ekstatisch, bleibt zum Leidwesen der meisten männlichen Festbesucher aber entgegen üblicher Gewohnheit zugeknöpft. Na wenn schon, Prost! Matthias Mellinghaus, Bambi-Preisträge