Schulbesetzung ohne Tadel

■ Die SchülerInnen wollen den älteren Semestern nicht nachstehen: Protestaktionen der Pennäler in Düsseldorf und Berlin

Düsseldorf/Berlin (taz) - „Es ist alles ganz ruhig und gut verlaufen. Der Schülerordnungsdienst hat funktioniert“, bilanziert Wolfgang Klipp, Rektor des Düsseldorfer Geschwister-Scholl-Gymnasiums, am Mittwoch die 24stündige „Besetzung“ seiner Schule. Am Dienstag mittag, als alles begann, hatte es noch anders geklungen. Von der Besetzung vollkommen überrascht, habe Klipp „mit der Polizei gedroht“. Schließlich ließ der Rektor im Einvernehmen mit der vorgesetzten Schulbehörde die SchülerInnen gewähren. Zwischen 50 und 100 übernachteten in der Aula. Grund der Besetzung: Im kommenden Jahr wird für die Abiturienten die 1986 erfolgte Änderung des Wehrdienstzeitgesetzes spürbar. Erstmals muß das Abitur einen Monat eher abgelegt werden, um Wehrpflichtigen den direkten Sprung vom Bund zum Studium zu erlauben. Wegen der Verkürzung fallen, so Herbert Nieswandt von der Landesschülervertretung, „die Abiturklausuren in die normale Schulzeit.

In Berlin streiken derzeit die Schüler von 16 Schulen, drei Schulen sind sogar besetzt worden. Der Streik begann vor anderthalb Wochen als Solidaritätsaktion zu den Universitätsstreiks, weitete sich aber schnell zu einer unabhängigen Schüleraktion aus. Die Schüler fordern mehr Mitbestimmung und protestieren unter anderem gegen die in Berlin geltende Arbeitszeitverkürzung für Lehrer auf Kosten von Schulstunden. Gestern demonstrierten etwa 1.000 Schüler in der Innenstadt.

J.S./ek