Wittwer sucht Sündenbock

■ Abgedichtete Asbestwände in Schulen werden neu untersucht / Ossietzky-Schule bleibt dicht / Bausenator Wittwer: Firmen an Kreuzberger Debakel schuld

In allen Schulen, in denen die asbesthaltigen MOBAU-Wände provisorisch abgedichtet worden waren, soll jetzt nach „Ausführungsmängeln“ gesucht werden. Diese Konsequenz aus dem Kreuzberger Asbest-Debakel hat Bausenator Wittwer gestern „vorsorglich“ angekündigt. Ein Frankfurter Gutachter hatte, wie berichtet, der provisorischen Abdichtung in der Kreuzberger Ossietzky-Schule ein verheerendes Zeugnis ausgestellt. Wittwer schob die Verantwortung gestern auf die Baufirmen ab. Der Gutachter habe sein Urteil „unter dem Eindruck von Ausführungsmängeln gegeben“, ließ der Bausenator erklären. Die Vorwürfe an seine Behörde wies Wittwer „entschieden zurück“. Der Gutachter hatte, wie berichtet, das Senatssanierungskonzept als „ungeeignet“ abqualifiziert. Die Abdichtung, so sein Urteil, biete nicht genügend Schutz vor Asbestfasern.

Drastischere Konsequenzen aus dem Gutachter-Urteil hat gestern das Bezirksamt Kreuzberg gezogen. Das Ossietzky -Schulgebäude bleibt geschlossen, der Bezirk bereitet eine Totalsanierung vor. Bürgermeister Krüger (CDU) erklärte, Kreuzberg sei bereit, die sich auf sechs bis sieben Millionen Mark belaufenden Kosten der Sanierung selbst vorzufinanzieren. Abschließend entscheiden will das Bezirksamt jedoch erst Ende Januar, wenn das endgültige Gutachten des Frankfurter Experten vorliegt.

Zumindest bis zu diesem Termin will der Bezirk dem Rat des Gutachters folgen und keinen Schulbetrieb in dem Ossietzky -Gebäude an der Blücherstraße zulassen. Für die 1.000 Schüler, die zur Zeit in neun verschiedenen Ersatzgebäuden unterrichtet werden, sucht Kreuzberg jetzt geeignete Unterrichtsgebäude. Die Bezirke Charlottenburg und Neukölln hätten Hilfsbereitschaft angedeutet, war vom Bürgermeister zu erfahren.

taz