KOMMENTAR: Je mehr, desto weniger
■ Rechengeschäfte zwischen Daimler und Bonn
In dem an Absurditäten überreichen Gerangel um die Erweiterung des Techno-Konglomerates Daimler-Benz ist die letzte strittige Frage zugleich die absurdeste: die Gewinnverrechnung. Finanziert werden sollen die Airbus –Verluste zumindest teilweise mit den Aufträgen, die Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) auf der Hardthöhe einwirbt. Egal, ob es nun alle Rüstungsgewinne von MBB sind oder nur die aus dem Militärflugzeugbau: Das Geld kommt in beiden Fällen aus dem Bundeshaushalt. Je teurer die profitablen „Tornados“ oder „Jäger 90“ werden, um so billiger kommen die Subventionen für den Airbus. Je mehr ein Verteidigungsminister zahlt, um so weniger zahlt der Finanzminister und umgekehrt.
Doch was passiert, wenn selbst die CDU/CSU einsieht, daß Gorbatschows Abrüstungsvorschläge das Monster-Projekt Jäger 90 überflüssig machen? Auf die Militärs können sich Deutschbankier Herrhausen, Daimler-Chef Reuter und MBB –Aufsichtsratschef Tandler nicht verlassen. Die könnten Gorbatschows Vorschläge dazu benutzen, den Jäger zu kippen, der viele andere Beschaffungen blockiert. So macht das Angebot einen doppelten Sinn. Auf Gewinne beim Jäger 90 muß Daimler als Preis für den Einsteig ohnehin verzichten. Kippt das Projekt, wird das Geld frei für andere Beschaffungen. Davon landet der größte Teil wieder bei Daimler und seinen Töchtern, wird aber nicht verrechnet. Bei den explodierenden Preisen für die elektronische Kriegsführung braucht Stuttgart keine roten Zahlen zu befürchten. Damit wäre der Finanzminister der letzte Verteidiger des Jäger-90. Eigentlich gehört er in den Aufsichtsrat.
Dietmar Bartz
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