Polen reformiert seine Wirtschaft

Teilweise Legalisierung des Devisenhandels durchgeführt / Gründung von Privatbetrieben soll erleichtert werden / Ausländer können mit einer Beteiligung von 100 Prozent einsteigen  ■  Von Klaus Bachmann

Berlin (taz) - Im November dieses Jahres erreichte der Dollar in Danzig seine Rekordmarke auf dem Schwarzmarkt: Bis zu 4.000 Zloty konnte man für einen der grünen Scheine bekommen. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor, zur Zeit des Referendums über die Wirtschaftsreform, hatte der Dollar gerade die 1.000-Zloty-Grenze überschritten.

Längst, so sagen erfahrene Schwarzhändler, hängt der Dollarkurs nicht mehr am Preis für Alkohol und Kleinwagen, er ist vielmehr von der Angst der Bevölkerung vor Inflation und Währungsreform abhängig. Und - im Falle Danzigs - von der Nachfrage polnischer Auslandsunternehmen, die ihre Umsätze inflationssicher anlegen wollen.

Ein ansonsten braver Bürger wird, wenn er beim Devisentausch erwischt wird, mit Gefängnis bestraft. Andererseits wickeln Firmenvertreter ihre Geschäfte in aller Öffentlichkeit ab. Angesichts dieser zweideutigen Lage ist Polens Regierung nun in die Offensive gegangen. Regierungssprecher Urban kündigte eine „teilweise Legalisierung des Devisenhandels zwischen Privatpersonen“ an. Künftig darf jeder Bürger ohne weitere Formalitäten bis zu 500 Dollar frei ausführen. Dies alles sind Zwischenschritte auf dem Weg zu einer Konvertibilität des Zloty, wie sie bereits im Programm zur zweiten Etappe der Wirtschaftsreform gefordert wird.

Zahlreiche Reformziele wie Umstrukturierung des Außenhandels und Konvertibilität des Zloty sind bei der derzeitigen Inflationsrate (offiziell über 50 Prozent, inoffiziell wird mit dem Doppelten gerechnet) und der Schwäche des Zloty kaum durchzuführen. Damit steigt die Angst vor einer Währungsreform, und die treibt den Zloty -Kurs noch weiter nach unten, auch wenn Urban fast regelmäßig dementiert, die Regierung plane eine Währungsreform. Ein Schwarzhändler: „Das würde er schließlich auch sagen müssen, wenn's nicht so wäre.“