Kamputschea-Verhandlungen in Paris festgefahren

■ Erstmals trat der kamputscheanische Vierer-Ausschuß zusammen / China schon vor dem vollzogenen Abzug der Vietnamesen aus Kamputschea kompromißbereit

Paris/Berlin (dpa/taz) - Auch in diesem Jahr herrscht in der „Volksrepublik Kamputschea“ kein Weihnachtsfriede. Während die Großmächte China und UdSSR neuerdings Versöhnlichkeit demonstrieren, sind die Verhandlungen zwischen der Regierung von Phnom Penh und dem antivietnamesischen Widerstand vorerst gescheitert. Weihnachten 1978 war die vietnamesische Volksarmee in Kamputschea einmarschiert und machte der Schreckensherrschaft des Pol-Pot-Regimes ein Ende.

Doch damit war der Spuk nicht vorbei. Seit zehn Jahren nun führen die Khmer Rouge mit massiver Unterstützung der Volksrepublik China und Thailands einen hartnäckigen Guerillakrieg gegen die von den Vietnamesen installierte „Volksrepublik Kamputschea“ und die immer noch im Land stationierten Truppen des Nachbarlandes.

In Paris trat am Donnerstag der zur Lösung der Kamputschea -Frage gebildete Vierer-Ausschuß zur ersten Tagung zusammen. In der Kommission sind die drei antivietnamesischen Gruppierungen - die Khmer Rouge ist die stärkste unter ihnen - und die provietnamesische Regierung von Phnom-Penh mit je drei Repräsentanten vertreten. Nach wenigen Stunden jedoch waren die Gespräche des Vierer-Ausschusses bereits festgefahren. Das ursprünglich auf drei Tage angesetzte Treffen wurde abgebrochen und ohne genauen Termin verschoben.

Der Delegierte der Regierung Phnom-Penh, Nor Nam Hong, hatte auf seiner Forderung, ein Friedensplan müsse in jedem Fall die Einstellung jeglicher Hilfe an den Widerstand umfassen, bestanden. Das wurde jedoch seitens des antivietnamesischen Widerstands kategorisch abgelehnt. Prinz Sihanouk - ehemaliges Staatsoberhaupt und jetziger Sprecher des Widerstandes - stellte ein Fünf-Punkte-Programm vor, das einen präzisen Terminkalender für den Abzug der vietnamesischen Truppen aus Kamputschea vorsieht.

Bis Ende 1990 sollen die gesamten vietnamesischen Streitkräfte aus Kamputschea abgezogen werden. Die Regierung in Hanoi verknüpft mit dem geplanten Abzug ihrer Truppen die Hoffnung, ihre internationale Isolation durchbrechen zu können.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Phyllis Oakley, signalisierte bereits, die USA würden im Falle der Einlösung des Versprechens, ihre „Beziehungen zu Vietnam normalisieren“. Zugunsten einer Lösung des Kamputschea -Konflikts können sich die USA wie auch die BRD eine Beteiligung der Khmer Rouge an der zukünftigen Koalition vorstellen.

Auch China hat signalisiert, ihre Unterstützung der Khmer Rouge zu reduzieren, noch bevor der letzte vietnamesische Soldat aus Kamputschea abgezogen sei. Eine der Etappen des Truppenabzugs - im Dezember verließen 18.000 Mann Kamputschea - fiel zusammen mit dem Moskauer Treffen der Außenminister Chinas und der UdSSR. Politische Beobachter erwarten, daß der bevorstehende Gipfel zwischen beiden Großmächten einen Durchbruch im Kamputschea-Konflikt bringen könnte. Doch noch mauert der antivietnamesische Widerstand.

Die vietnamesische Regierung ihrerseits allerdings befürchtet, daß die Verständigung beider Großmächte die Sicherheitsinteressen Vietnams unberücksichtigt lassen wird. Nie haben die Vietnamesen vergessen, daß während der Genfer Konferenz von 1954 die Sowjetunion und China Vietnam zu erheblichen territorialen Zugeständnissen gezwungen haben, als die provisorische Trennung zwischen dem Süden und dem Norden vollzogen wurde. Überdies mißtrauen viele den UN -Sicherheitsräten, von denen „vier von fünf Vietnam in der Vergangenheit überfallen haben“.

Kir + Henk