: Als US-Diplomat lebt es sich länger
■ Jumbo-Absturz in Schottland: Die Botschaften der Vereinigten Staaten nach Bombendrohungen gewarnt
London (taz/dpa/ap) - Aufgrund mehrerer anonymer Anrufe bei der US-Botschaft in Helsinki hatten das amerikanische Außenministerium und die Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA am 13. Dezember eine Warnung an die diplomatischen Vertretungen der USA in Europa und im Nahen Osten herausgegeben. Darin hieß es, daß ein „unidentifiziertes Individuum“ bekanntgegeben habe, daß es „in den nächsten zwei Wochen einen Bombenanschlag auf ein PanAm-Flugzeug, das von Frankfurt in die USA fliegt“, geben werde. Zahlreiche Diplomaten buchten trotz des „Fly American„-Gebotes ihrer Regierung ihre Flüge auf andere Gesellschaften um. Die finnische Polizei sieht allerdings weiterhin keinen Zusammenhang zwischen den Anrufen und dem Absturz einer auf dem Weg von London nach New York befindlichen PanAm-Maschine im schottischen Lockerbie. Sie erklärte, ein in Helsinki lebender Araber habe lediglich einen mißliebigen Landsmann anschwärzen wollen.
Dennoch löste die Exklusiv-Warnung für das diplomatische Corps heftige Kontroversen aus, und sogar der Sprecher des Weißen Hauses, Merlin Fitzwater, sprach sich dafür aus, die „Informationspolitik in solchen Fällen“ zu überdenken. Eine andere Meinung wurde von einer PanAm-Sprecherin vertreten. „Warum sollen wir die Leute zu Tode ängstigen?“, fragte sie und war sich darin mit verschiedenen Regierungssprechern einig, die einen „Zusammenbruch des internationalen Luftverkehrs“ beschworen, wenn alle Drohungen publik gemacht würden.
Die genaue Ursache der Katastrophe, die mindestens 270 Menschenleben forderte, ist indessen immer noch nicht geklärt. Zwar deutet vieles - unter anderem die Tatsachen, daß Wrackteile noch in 130 Kilometern Umkreis gefunden wurden, und das Fehlen eines Notrufes - auf eine Bombenexplosion hin, dennoch erklärte der Sprecher der britischen Untersuchungsbehörde, daß es „bislang keinerlei Belege für Sabotage“ gebe. Der Bekenneranruf einer Gruppe „Wächter der islamischen Revolution“ wird jedoch „sehr ernst“ genommen.
Matti
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