Mit Knallkörpern gegen Knäste

■ Randale in der Silvesternacht / 200 Menschen bauten Barrikaden in Kreuzberg / 200 demonstrierten vor Knästen / Vermummte Polizisten auf Treibjagd

Randale in der Silvesternacht gab es in Kreuzberg und vor zwei Haftanstalten. Nach einer angemeldeten „Silvestergruß„ -Demonstration kam es in Moabit und Plötzensee zu Auseinandersetzungen zwischen einer Gruppe von 200 Demonstranten und der Polizei, bei der angeblich Feuerwerkskörper auf die Polizisten geworfen wurden. In Kreuzberg bauten rund 200 Personen Barrikaden. Während der zweistündigen Auseinandersetzungen dort wurden sieben Personen vorübergehend festgenommen. Alle sind inzwischen wieder frei.

Kurz nach Mitternacht hatte in der Kreuzberger Oranienstraße der Barrikadenbau mit Brettern und Gerüstteilen begonnen. Polizeifahrzeuge wurden mit Flaschen und Steinen beworfen und konnten die Straße erst nach dem Einsatz von Räumungsgerät wieder passieren. Zwei Bauwagen wurden umgestürzt und Fensterscheiben eingeworfen. Die Polizei registrierte zudem drei Geschäftseinbrüche. Ein „Plus„-Markt soll geplündert worden sein. Während der Blockade der Oranienstraße konnten einige Aktivisten „in aller Ruhe“, so ein Zeuge des Silvestertreibens, gegen Spielhallen vorgehen. Von einer versuchten Hausbesetzung in der Oranienstraße wußte der polizeiliche Lagedienst nichts. Einer Augenzeugin des Besetzungsversuchs zufolge hingen zwar gestern noch Transparente an dem betreffenden Haus, die Besetzer aber blieben einstweilen verschollen. Ein weiterer Beobachter will den V-Mann Steffen Telschow in der Oranienstraße gesehen haben. Am frühen Morgen beendeten die Polizisten, die wollene Hauben in Kampfanzug-Grün zu Tarnzwecken über ihre weißen Helme gestülpt hatten, den Neujahrsspuk mit der „üblichen Treibjagd“ auf Passanten.

Zu den Auseinandersetzungen vor der Frauenhaftanstalt Plötzensee und dem Untersuchungsgefängnis Moabit kam es, nachdem sich rund 200 Demonstranten geweigert hatten, eine Polizeikontrolle vor der Haftanstalt Plötzensee zu passieren. Die Polizisten wurden mit Feuerwerkskörpern beworfen. Der Räumung entgingen die Demonstranten durch einen Dauerlauf mit Polizeibegleitung zum Moabiter Knast. Dort löste die Polizei die Kundgebung auf, nachdem ein Polizist durch einen Steinwurf verletzt worden war.

Dem polizeilichen Lagedienst zufolge standen Steinwürfe im noblen Vorort Dahlem mit den nächtlichen Kreuzberger und Moabiter Aktivitäten nicht in Zusammenhang. In der Königin -Luise-Straße demolierte ein Gruppe von 15 Personen unter anderem die Scheiben zweier Banken, aber auch - Ignoranten!

-eines Buchladens. Sie entkamen unerkannt.

Werner van Bebber