: Handelskrieg EG - USA?
■ Seit gestern Einfuhrverbot für hormonverseuchtes Fleisch aus den USA
Berlin (afp/dpa/taz) - Mit guten Vorsätzen geht die Europäische Gemeinschaft ins neue Jahr: Seit gestern ist es verboten, Fleisch von Rindern einzuführen, die mit Wachstumshormonen mißhandelt worden sind. Von dem Hormonverbot betroffen sind vor allem Fleischimporte aus den USA. Sie machen mit rund 150 Millionen Dollar im Jahr zwar nur 0,1 Prozent des gesamten Handelsvolumens zwischen den USA und der EG aus, wurden jedoch von den USA zur Gretchenfrage des Freihandels gemacht: Prompt verhängten sie mit Wirkung vom Sonntag Strafzölle von 100 Prozent auf die Importe von Rindfleisch und anderen Agrarprodukten aus der EG im Wert von 100 Millionen Dollar; und dies ungeachtet der Tatsache, daß die EG-Außenminister Mitte Dezember ihren Friedenswillen bezeugten, indem sie Hunde- und Katzenfutter aus der Verbotsliste strichen. Umsonst - mit der Reaktion der USA ist das Kriegsbeil im Übersee-Handel ausgegegraben.
Der Staatssekretär im US-Handelsministerium, Allen Moore: „Wir stehen an der Schwelle zu einem internationalen Nahrungsmittelkrieg mit der EG.“ Der mögliche Schritt über diese Schwelle kann am Donnerstag stattfinden. Spanien, das gestern den Vorsitz im EG-Ministerrat übernommen hat, lud für diesen Tag die EG-Vertreter nach Brüssel, um über eine Gegen-Gegenreaktion zu beraten. Dabei könnte eine Liste von Strafzöllen auf Walnüsse, Trockenfrüchte und Mais aus den USA beschlossen werden.
Handelskonflikte zwischen der EG und den USA sind nicht neu. Bislang konnten allerdings sämtliche Dispute durch Kompromisse beigelegt werden. So wird es wahrscheinlich auch diesmal ausgehen: Die EG-Richtlinien in bezug auf hormonbehandeltes Fleisch könnten im langen Lauf des Jahres verwässert werden.
Und noch ein Trost für die USA kann gemeldet werden: Nach der Zustimmung Reagans vom Samstag tritt am 1. Januar das Freihandelsabkommen zwischen USA und Kanada in Kraft. In den kommenden zehn Jahren werden alle Handelsschranken und Schutzzölle zwischen beiden Ländern abgebaut werden.
smo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen